Kratzers Wortschatz:Das Matschakerl

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Es ist lieblich anzuschauen, schließlich ist ein Matschakerl das weibliche Pendant zum Tschamsterer. Als leichtlebiges Gspusi pflegt es am liebsten ein Bratkartoffelverhältnis

Matschakerl

Ausgerechnet eine hanseatische Wochenzeitung, Die Zeit, hat neulich das wunderbare bairische Wort Matschakerl abgedruckt, das die meisten Redakteure und Schreiberlinge im Süden schon gar nicht mehr kennen. Wer ein Matschakerl sehen will, muss nur das Heft 53 der Zeitschrift Simplicissimus aus dem Jahr 1909, Seite 17, aufschlagen (was auch online möglich ist). Dort hat Karl Arnold ein sehr hübsches Matschakerl gezeichnet, das über sich selber sagt: "Im Fasching bin ich a Thermometer: immer wie Quecksilber - zuerst steig ich und nachher fall ich." Auch im Schlierseer Bauerntheater blitzt ein solches Gspusi auf, nämlich in der Pfarrhauskomödie "Die Versuchung des Aloysius Federl". Dort spielt eine Kreszenz Schleipfinger mit, genannt "Chantal", sie wird im Programm angekündigt als "Matschakerl aus München".

Ein Matschakerl bildet gleichsam das weibliche Pendant zum männlichen Tschamsterer. Unter diesem Begriff versteht man einen Liebhaber, einen Lover, einen Stenz. Ein Tschamsterer und ein Matschakerl pflegen ein eher gschlampertes Verhältnis, in der Nachkriegszeit sagte man dazu auch Bratkartoffelverhältnis. Wo das Wort Matschakerl genau herkommt, ist bei Sprachgelehrten umstritten. Manchen Theorien zufolge könnte es aus dem Kroatischen stammen, vielleicht auch aus der k.-u.-k.-Militärsprache oder aus dem Wiener Matschakerhof, aber nichts Gewisses weiß man leider nicht.

Glufern

In der vergangenen Woche haben wir an dieser Stelle das Wörtlein Sperl vorgestellt, so heißen im Bairischen die Sicherheits- und die Stecknadel. Bei dieser Gelegenheit ist mehreren Lesern ein weiteres Synonym für Sicherheitsnadel eingefallen, die Glufern, nicht zu verwechseln mit Glupperl (Wäscheklammer). Auch Stecknadeln und Büroklammern sind Glufern (mittelhochdeutsch glufe). Der große Sprachforscher Schmeller kannte im frühen 19. Jahrhundert beide Begriffe. "Ein langes Sperl oder Glufen" lesen wir in seinem Wörterbuch sowie "Sperl- oder Klufenfabrik".

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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