Ein halbes Jahr nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals kündigt das oberbayerische Kloster Ettal weitere Konsequenzen an, um Schüler künftig besser vor Übergriffen zu schützen. Wie das Kloster in einem Sachstandsbericht zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ausführt, sollen Erzieher und Lehrer, die neu eingestellt werden, künftig ein sogenanntes erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, das auch über etwaige Sexualdelikte detaillierte Informationen enthält.
Für Ordensmitglieder sollen "strengere Maßstäbe an die Qualifikation und persönliche Eignung gestellt" werden, heißt es in dem Papier weiter.
Bei Fortbildungen sollen Mitarbeiter dafür sensibilisiert werden, dass "es auch unterhalb der Schwelle strafbarer Handlungen Verhaltensweisen gibt, die zwingend zu meiden sind". Als Beispiele nennt das Schreiben "unangemessene vertrauliche Berührungen". Leitende Mitarbeiter sollen "von sich aus auf Mitarbeiter zugehen, bei denen auffälliges Verhalten bemerkt wird".
Auf Anregung der Opferhilfsorganisation "Weißer Ring" sei auch die Möglichkeit eines Täter-Opfer-Ausgleichs geschaffen worden. Die Kosten dafür würden vom Kloster getragen. Zur Frage etwaiger Entschädigungen enthält der Bericht keine weiteren Angaben. Dafür aber eine ausdrückliche Entschuldigung: "Das Kloster will sich seiner Verantwortung stellen.Dazu gehört, dass wir alle Menschen um Verzeihung bitten."
80 Opfer- und Zeugenberichte gibt es inzwischen, 31-mal wird dort der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben, 88-mal geht es um Prügel und Demütigungen. Die Vorwürfe richten sich gegen insgesamt 13 Patres, von denen sieben bereits tot sind, und zwei Erzieher.
Gegen zwei Beschuldigte ermittle die Staatsanwaltschaft wegen noch nicht verjährter Vorwürfe.