Kampfkandidatur:Pauli kandidiert für CSU-Vorsitz

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Gabriele Pauli ist immer für eine Überraschung gut. Nun tritt die Fürther Landrätin im Kampf um den CSU-Vorsitz gegen Erwin Huber und Horst Seehofer an. Angst vor einem Debakel hat sie nicht.

Peter Fahrenholz, Birgit Kruse und Bernd Oswald

Aus dem Zweikampf um den CSU-Vorsitz ist ein Dreikampf geworden. Gabriele Pauli will sich am 29. September als dritte Kandidatin zur Wahl stellen. Die Fürther Landrätin begründete ihr überraschende Kandidatur damit, dass von den beiden Bewerbern Horst Seehofer und Erwin Huber bisher keine klaren Signale zur Erneuerung der CSU ausgegangen seien.

"Es kommt nichts an neuen Impulsen", sagte Pauli der Süddeutschen Zeitung, "es ist derselbe Stil, es sind dieselben Akteure". Sie spüre aber an der Parteibasis den starken Wunsch nach grundlegenden Veränderungen in der Partei. "Ich möchte diejenigen um mich scharen, die mit neuen Ideen auf konservativer Grundlage die CSU erneuern wollen", sagte Pauli.

Trotz der zum Teil offen feindseligen Reaktionen hat Pauli offenbar keine Angst vor einem Debakel für sie auf dem Parteitag im September. "Wenn man immer danach schaut, wer aggressiv reagiert, dürfte man keine Politik machen", sagte sie.

Ein klares Drehbuch für eine parteiinterne Kampagne bis zum Parteitag hat Pauli aber offenbar bislang nicht. Sie müsse Auftritte an der Parteibasis mit ihrem Terminkalender als Landrätin koordinieren.

"Ich lasse mich überraschen", sagt Pauli über mögliche Einladungen von CSU-Gliederungen an sie. Auch ihr persönliches Wahlziel will Pauli nicht konkret beziffern. "Jedes Ergebnis ist ein Erfolg", sagte sie. Sie glaube, dass es dem Bild der CSU "gut tun" werde, "dass jemand aus der Partei sich traut, anzutreten".

Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber, dem bisher die besten Chancen auf den CSU-Vorsitz eingeräumt werden, zeigte sich unbeeindruckt von Paulis Ankündigung: "Es steht jedem frei, zu kandidieren", sagte er sueddeutsche.de. Seine Kandidatur stehe.

Auch der andere Bewerber um den Parteivorsitz, Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, reagierte betont gelassen auf die angekündigte Kandidatur Paulis. Der stellvertretende CSU-Chef erklärte: "Das ist ein ganz normaler Vorgang. Jeder kann kandidieren. Mir macht das keine Angst."

Ein anderes CSU-Vorstandsmitglied äußerte sich weniger diplomatisch. Pauli rede zwar von Erneuerung, doch in den letzten Jahren habe sie sich kein einziges Mal durch innovative Vorschläge hervorgetan, sagte er sueddeutsche.de.

Im Gegenteil: Pauli falle vor allem dadurch auf, dass sie zu den Sitzungen regelmäßig später komme und dafür früher gehe. "Es ist niemand da, der auf die Gabriele Pauli wartet."

Pauli verteidigte ihre Kandidatur für den CSU-Vorsitz. Sie habe gehofft, dass einer der beiden bisherigen Kandidaten für Erneuerungen in der Partei eintreten werde, sagte sie der Nachrichtenagentur ddp. Dies sei aber nicht passiert. "Wie sich das entwickelt hat, trete ich jetzt selber an", betonte sie.

"Wir brauchen mehr Politiker, die keine Angst haben, das, was sie leben, in die Partei zu bringen", sagte Pauli. "Ich würde mir wünschen, dass bei bestimmten Punkten die Mitglieder mehr einbezogen werden", fügte sie hinzu. "Unterstützen soll mich jeder, der einen Reformkurs mittragen will." Die Frauen in der CSU hätten jetzt die Chance zu zeigen, dass sie in der Partei stark seien, sagte sie mit Blick auf ihren möglichen Wähler beim Parteitag.

Die Fürther Landrätin, die bereits jetzt dem CSU-Vorstand angehört, hatte im Dezember 2006 beklagt, vom Büroleiter von CSU-Chef Stoiber bespitzelt worden zu sein. Das löste eine Affäre aus, die den Unmut in der CSU über Stoiber verstärkte. Am Ende sah sich Stoiber dazu gezwungen, seinen Rücktritt für September anzukündigen.

Pauli erklärte im Frühjahr, bei den bayerischen Kommunalwahlen im März 2008 nicht mehr als Landrätin kandidieren zu wollen. Sie ließ bislang offen, ob sie weiter in der Politik bleiben oder eine andere Aufgabe übernehmen wolle.

Vorwurf der Selbstdarstellung

Die 50-Jährige hatte eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt, bei der Landtagswahl 2008 als Spitzenkandidatin für die Freien Wähler anzutreten, sich dann aber doch für einen Verbleib in der CSU entschieden.

In das Rennen um den CSU-Vorsitz geht sie als krasse Außenseiterin. Zwar hatte sich Pauli an der Parteibasis mit der Forderung einer Ablösung Stoibers ursprünglich einige Sympathien erworben, diese in den folgenden Monaten jedoch zunehmend verspielt. Kritiker werfen ihr mediale Selbstdarstellung vor, besonders nachdem sie sich in einer Illustrierten mit aufgemalter Augenmaske und in Latex-Handschuhen fotografieren ließ.

Auch im CSU-Vorstand, dem sie als Beisitzerin angehört, ist Pauli vollkommen isoliert. Das zeigte sich im Frühjahr, als sie als einzige für ihren Antrag stimmte, den CSU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 per Mitgliederbefragung zu küren.

Laut Umfragen hat Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber die besten Chancen auf den CSU-Vorsitz. Er ist auch der erklärte Favorit einiger CSU-Spitzenpolitiker.

Außenseiterchancen hat Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, der wegen eines außerehelichen Kindes mit einer Bundestagsmitarbeiterin unter Druck geraten war. Erst zu Beginn dieser Woche hatte Seehofer erklärt, bei seiner Ehefrau und den drei gemeinsamen Kindern bleiben zu wollen. Noch ist nicht abzusehen, wie sich das auf seine innerparteilichen Wahlchancen auswirkt.

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