Jubiläum:Wiege der Bayern

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Im Sockel der 1738 von Johann Georg Herkomer gefertigten Großen Kreuzmonstranz ist die Übergabe des Heiligen Kreuzes an die Klostergemeinschaft Scheyern durch Konrad II. von Dachau abgebildet. (Foto: Anton J. Brandl)

Seit 900 Jahren wirken Benediktiner im Kloster Scheyern

Von Hans Kratzer, Scheyern

Ein Grundpfeiler der benediktinischen Klosterkultur ist die Stabilitas loci, also die Beständigkeit. In dem am Rande der Hallertau gelegenen Kloster Scheyern wird diese Vorgabe bis heute in einer beeindruckenden Konstanz erfüllt. Schon seit 900 Jahren leben dort Benediktinermönche, was das Kloster zum Anlass nimmt, dieses Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen zu würdigen. Zum einen ist Scheyern seit jeher ein Brennpunkt bayerischer Geschichte und Kultur, zum anderen gilt es auch als die Wiege der Wittelsbacher, jenes Geschlechts also, das in Bayern von 1180 bis 1918 geherrscht hat. In der Chorkapelle des Klosters findet sich sogar die älteste Grablege der Wittelsbacher. Unter anderem ruht dort Otto I., der von 1180 an Bayernherzog war. Mit seinem Aufstieg begann die 738 Jahre währende Herrschaft des Geschlechts, das von Bayern aus bis tief nach Europa hinein gewirkt hat.

Eine umfangreiche Ausstellung führt die Besucher zurzeit durch die 900-jährige Klostergeschichte und durch sonst unzugängliche historische Räume, auch die barocke Klosterbibliothek steht offen (bis 23. Juni, Samstag, Sonn- und Feiertage 11-16 Uhr, werktags auf Anfrage, Tel. 08441/7520). Die Abtei wurde bereits 1076 durch Scheyrer Grafen im heutigen Bayrischzell gestiftet. Nach Umzügen über Fischbachau und Petersberg kamen die Mönche 1119 nach Scheyern, wo heute noch elf Benediktiner leben und arbeiten. Aus der Frühzeit sind noch Handschriften erhalten, die den hohen Rang der Scheyerner Buchkunst bezeugen. Weithin bekannt ist die Wallfahrt zu den Partikeln des Heiligen Kreuzes Christi, die das Kloster seit 1180 aufbewahrt. Um all diese Besonderheiten zu dokumentieren, wurde unter der Federführung von Lukas Wirth, dem Cellerar des Klosters, ein voluminöser Band erstellt, in dem namhafte Wissenschaftler die Geschichte von Scheyern darstellen. Es ist ein an Wissen und Details schier überbordendes Werk, das die segensreiche Stellung von Scheyern deutlich macht. Etwa im Zweiten Weltkrieg, als dort Werke aus der Glyptothek, der Staatsbibliothek und der Porzellanmanufaktur Nymphenburg ihrer Vernichtung entgingen. Der Band ist von der kommenden Woche an im Handel erhältlich.

Lukas Wirth OSB (Hg.), Kloster Scheyern. 900 Jahre Benediktiner am Stammsitz der Wittelsbacher, Verlag Friedrich Pustet, 824 Seiten, 49,95 Euro.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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