Jahresrückblick:Das war 2018 in Bayern wichtig

Absturz und Aufstieg, Kreuz und Korruption, Hitzewelle und Heimatkunde - der Freistaat hat bewegte Monate hinter sich.

Januar: In Klausur

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(Foto: Matthias Köpf)

Der Januar ist Klausurmonat, da treffen sich die Landtagsfraktionen, um mit neuen Ideen ins Jahr zu starten - und um langsam den Wahlkampf einzuläuten. Als Termin für die Landtagswahl wird der 14. Oktober festgelegt. Die CSU räumt unliebsame Themen ab und schafft die Straßenausbaubeiträge ab, damit kommt sie einem Volksbegehren zuvor. Markus Söder, Noch-Heimatminister und Bald-Ministerpräsident, stellt einen Zehn-Punkte-Plan vor, wie er Bayern verändern will. Ein Bayern-Bamf soll es geben und eine neue staatliche Wohnungsbaugesellschaft. Die Grünen fordern bei ihrem Treffen ein Digitalministerium - Ende des Jahres werden CSU und Freie Wähler eines einführen. Die FW nehmen es mit der Klausur wörtlich, in ihrem Hotel bei Neuburg an der Donau gibt es keinen Handyempfang, was ihnen viel Spott einbringt und ihre Forderungen nach einem besseren Mobilfunknetz nur bestärkt. Die FDP startet eine Urwahl, um einen Spitzenkandidaten zu ermitteln, ebenso wie die Grünen. In Altötting werden Bürger auf die mutmaßlich krebserregende Perfluoroctansäure (PFOA) getestet, die im Chemiepark Gendorf bis 2003 hergestellt wurde und das Grundwasser verseucht haben soll (Foto). In Schnaittach findet die Polizei zwei Leichen, ein seit Dezember vermisstes Ehepaar wurde in der eigenen Garage eingemauert. Tatverdächtig sind der 25-jährige Sohn und seine Ehefrau, im Februar 2019 soll der Prozess beginnen.

Februar: In Aufruhr

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(Foto: Entwurf: Yilbirt Architekten)

Der Wahlkampf läuft, der Ton wird schärfer. In Regensburg bricht eine Debatte über eine geplante Moschee los, da die AfD in einem Post suggeriert hatte, dass das Minarett höher sei als die Domtürme. Indes, das stimmt nicht. Beim politischen Aschermittwoch holzen die Parteien wie gehabt gegeneinander. Erkenntnisgewinn: gering. Der Freistaat schließt einen Staatsvertrag mit dem Landesverband der Sinti und Roma. Etwa 12 000 Sinti und Roma leben in Bayern. In Donauwörth kommen Misshandlungen in einem ehemaligen Kinderheim ans Licht, die katholische Kirche zahlte 2011 Entschädigungen, schwieg aber seitdem. Ein Finanzskandal erschüttert das Bistum Eichstätt, mit dubiosen Immobiliengeschäften sollen fast 50 Millionen verloren gegangen sein. Beim Bund Naturschutz kündigt sich ein Umbruch an, Hubert Weiger gibt den Vorsitz nach 16 Jahren auf. Sein Nachfolger wird Richard Mergner.

März: In Amt und Würden

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(Foto: dpa)

Markus Söder wird zum elften Ministerpräsidenten Bayerns gewählt. Sein Kabinett birgt Überraschungen: Er wirft Kultusminister Ludwig Spaenle hinaus und holt die Professorin Marion Kiechle als Wissenschaftsministerin. Die anderen Parteien küren unterdessen die Herausforderer. Die SPD wählt Natascha Kohnen zur Spitzenkandidaten, bei der FDP setzt sich Martin Hagen gegen sieben Konkurrenten durch. Der frühere FW-Abgeordnete Günther Felbinger soll den Landtag mit Scheinverträgen um fast 56 000 Euro betrogen haben. Er wird zu einer Haftstrafe von einem Jahr und fünf Monaten auf Bewährung verurteilt. Im Landtag bemüht sich ein Untersuchungsausschuss um die Aufklärung des Bayern-Ei-Skandals. 187 Menschen sollen an den Salmonellen-Eiern aus Niederbayern erkrankt, ein Mensch womöglich gestorben sein. Eine politische Verantwortung weisen Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf und Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer zurück. Nach 40 Jahren löst sich der Verein "Die bessere Planung" zum Schutz des Isentals auf. Er hat den Kampf verloren, die A 94 wird ausgebaut. In Augsburg passiert eine peinliche Panne. Weil ein Antrag einen Tag zu spät eingereicht wurde, muss die Stadt womöglich 28,5 Millionen Euro für Kindertagesstätten an den Freistaat zurückzahlen. Spoiler: Muss sie dann doch nicht.

April: In Geberlaune

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(Foto: dpa)

Ministerpräsident Markus Söder regiert los und kippt überraschend die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn. Wohl mehr aus politischem Kalkül denn aus Einsicht, Naturschützer sind trotzdem erleichtert. Das Kabinett beschließt ein Pflegegeld von 1000 Euro. Noch mehr kostspielige Geschenke folgen in Söders erster Regierungserklärung. So führt er das Bayerische Oberste Landesgericht wieder ein. Das Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz wird nach massiver Kritik überarbeitet. In Würzburg startet die Landesgartenschau, doch wegen der Hitze kommen weniger Besucher als erwartet. In Passau stirbt ein 15-Jähriger bei einer Schlägerei. Er soll sich mit einem anderen Jugendlichen verabredet haben, um einen Streit auszutragen (Foto). Der eskalierte, 20 Personen mischten sich ein. Von November an stehen zunächst sechs junge Männer vor Gericht, gegen zwei wird das Verfahren eingestellt. Der Prozess läuft noch.

Mai: In der Vergangenheit

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(Foto: Matthias Köpf)

In Ettal beginnt die Landesausstellung "Mythos Bayern" - eine Notlösung, weil das neue Museum der Bayerischen Geschichte wegen eines Brandes nicht wie geplant 2018 eröffnet werden kann. Mit am Ende 130 000 Besuchern ist sie dennoch recht erfolgreich. Im Aichacher Bahnhof prallt eine Regionalbahn auf einen Güterzug, zwei Menschen sterben, 14 werden verletzt. Der Grund: wahrscheinlich menschliches Versagen. Die Ermittlungen gegen den 24-jährigen Fahrdienstleiter sind am Ende des Jahres noch nicht abgeschlossen. Zudem gilt die Technik im Bahnhof als veraltet. In Traunreut wird eine neue rumänisch-orthodoxe Kirche geweiht (Foto). Das ist selten, dazu ist das Gotteshaus nur eines von dreien in Deutschland, das komplett aus Holz besteht. Tausende protestieren gegen das geplante Polizeiaufgabengesetz, das die Befugnisse der Polizei umfassend erweitern soll. Die Proteste gehen über Wochen, die CSU ist verunsichert, beschlossen wird das Gesetz dennoch. Danach soll es eine Info-Offensive geben. SPD, Grüne und FDP reichen später Verfassungsklage ein. Ein bemerkenswerter Prozess beginnt in Aschaffenburg. 30 Jahre, nachdem er eine Frau über Stunden vergewaltigt, schlimm zugerichtet und dann im Wald verscharrt hat, steht der Täter vor Gericht. Der 56-Jährige wird wegen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Juni: In Demut

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(Foto: dpa)

Trotz vieler Widerstände - auch aus den Kirchen - tritt nach wochenlangen Debatten Markus Söders Kreuzerlass in Kraft. In jeder bayerischen Behörde muss fortan ein Kreuz hängen. Die Kritik reißt auch danach nicht ab. Das schöne Wetter zeigt langsam Folgen, der Forggensee (Foto) liegt nahezu trocken da, weil das Wasser zum Aufstauen fehlt. Steppe statt See - auch eine Touristenattraktion. Wie die Steinerne Brücke in Regensburg, nach acht Jahren Sanierung bekommen die Bürger sie zurück. Die parteilose Bürgermeisterin von Bolsterlang wird nach monatelangen Ermittlungen suspendiert. Sie soll den "Reichsbürgern" nahestehen. Noch ist der Fall nicht endgültig aufgeklärt. Die Tramperin Sophia Lösche verschwindet auf dem Weg nach Amberg, eine Woche später wird ihre Leiche in Spanien gefunden. Ein Lastwagenfahrer soll sie umgebracht haben, er sitzt in U-Haft. Weil die Suche spät anlief, wirft die Familie der Polizei Versäumnisse vor.

Juli: In Entwicklung

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(Foto: Robert Haas)

In Nürnberg tut sich was: Neun Jahre nach dem Quelle-Aus wird das Areal an den Düsseldorfer Immobilienentwickler Gerchgroup verkauft. Die Planungen laufen, ein Bauantrag soll 2019 eingereicht werden. Die Stadt bekommt zudem eine neue Universität, wie das Kabinett beschließt. 2025 soll der Lehrbetrieb beginnen, das Konzept völlig neu sein. Die Uni soll den besten Betreuungsschlüssel in Deutschland bieten. Der Asylstreit zwischen CSU und CDU fordert erste Opfer. Der frühere Schweinfurter Landrat Harald Leitherer tritt nach 49 Jahren aus der CSU aus. Die Umfragewerte sinken. Kurz vor der Sommerpause probt Ministerpräsident Markus Söder die Kehrtwende. Er mahnt im Plenum mehr Sachlichkeit an und verspricht im Gegenzug, das Wort "Asyltourismus" nicht mehr zu verwenden. Der Verfassungsgerichtshof bestätigt die Ablehnung des Volksbegehrens gegen den Flächenfraß. Das Thema bleibt akut, die Grünen machen damit Wahlkampf (Foto) - und die neue Koalition schreibt sich später die freiwillige Reduzierung des Flächenverbrauchs in den Koalitionsvertrag. In Kaufbeuren stimmen die Bürger gegen den Bau einer Moschee auf städtischem Grund. Die islamische Gemeinde will sich daraufhin einen privaten Bauplatz suchen - der Einfluss der Stadt ist dahin. Bayern hat ein Zeckenproblem. Wegen der Wärme gibt es so viele Bisse wie seit zehn Jahren nicht.

August: In Wallung

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(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Es ist Wahlkampf und Sommerloch, das der Ministerpräsident persönlich füllt. Markus Söder eröffnet die Ankerzentren, das Landesamt für Asyl, er besucht die Grenzpolizei - Maßnahmen, mit denen die CSU in der Flüchtlingspolitik punkten und potenzielle AfD-Wähler halten will. Gleichzeitig schlägt Innenminister Joachim Herrmann neue Töne an und betont, dass sich die Lage deutlich entspannt habe. Registrierung und Ausreise funktionierten und die Zahl der Asylbewerber sei gesunken. In Franken beginnt die Weinlese - so früh wie nie (Foto). Die Winzer rechnen mit einem grandiosen Jahrgang.

September: In der Höhe

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(Foto: Reuters)

In Vohburg bei Ingolstadt explodiert eine Bayernoil-Raffinerie (Foto). Hunderte Rettungskräfte sind im Einsatz, 2000 Bürger müssen ihre Häuser verlassen. Es gibt 16 Verletzte - "nur", weil am Wochenende weniger Mitarbeiter im Dienst waren. Der Schaden geht in die Millionen. Der Wiederaufbau könnte Jahre dauern. Im Landkreis Hof passiert einiges. Es gibt neue Ermittlungen im Fall Peggy: Die Polizei durchsucht die Räume eines 41-Jährigen, der mehrmals seit dem Verschwinden des neunjährigen Mädchens 2001 im Fokus der Ermittler stand. Er gesteht, die Leiche des Mädchens vergraben zu haben. Im Dezember wird er verhaftet, er widerruft sein Geständnis, am Heiligen Abend kommt er auf freien Fuß. Der Fall bleibt rätselhaft. Ebenso wie ein zweiter in Naila. Die Polizei sucht nach einer Leiche, lässt dafür eine Straße aufreißen. Es gibt Hinweise, dass eine vor 32 Jahren verschwundene Frau dort vergraben sein könnte. Die Suche bleibt erfolglos. Weg frei für einen Weltrekord: Nach den Bürgern in Issigau entscheiden sich auch die Lichtenberger für eine 720 Meter lange Brücke über das Höllental. Es soll die längste frei gespannte Fußgängerbrücke der Welt werden. Eine andere Touristenattraktion fällt kurz nach Eröffnung aus, bei einer Routineübung wird eine Kabine der neuen Zugspitzbahn schwer beschädigt. Erst kurz vor Weihnachten nimmt die Bahn ihren Betrieb wieder auf. Die Staatsregierung zahlt ihr neues Familiengeld aus - und legt sich dafür mit dem Bund an, der die Leistung mit Hartz IV verrechnet sehen will. Deshalb ziehen die staatlichen Jobcenter das Geld wieder ab. Eine Lösung wird wohl ein Gericht finden müssen.

Oktober: In Bedrängnis

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(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der Prozess um den brutalen Raubmord von Höfen endet mit lebenslangen Haftstrafen für drei Angeklagte und einer achtjährigen Freiheitsstrafe für die frühere Putzfrau des Opfers, die den Männern den Tipp gegeben hatte. Im Februar 2017 hatten sie eine 76-jährge Witwe und zwei Besucher in ihrem Haus im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen überfallen, schwer misshandelt und ausgeraubt (Foto). Eine 76-Jährige und ein 81-Jähriger starben. Ein rästelhafter Vorfall auf der ICE-Strecke bei Allersberg beschäftigt die Ermittler. Unbekannte spannten ein Stahlseil über die Gleise, es ist allerdings so dünn, dass der Zug davon nicht behindert wird. Fragmente eines auf arabisch verfassten Drohbriefs werden gefunden, doch die Spuren sind dünn. Spinner, dumme Jungs, Terroristen? Die Ermittlungen laufen noch. Die Landtagswahl beschert Bayern eine Koalition aus CSU und Freien Wählern. Normalität halt, meint mancher.

November: In Erklärungsnot

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(Foto: oh)

Der Koalitionsvertrag steht und wird - wenig überraschend - von den Verfassern als Werk des mutigen Aufbruchs gelobt und von der Opposition als das Gegenteil dessen. Die Angst des neuen bürgerlichen Bündnisses vor den Grünen ist herauszulesen aus der Vereinbarung, ansonsten scheint genug Geld da zu sein, um die Versprechen beider Parteien umzusetzen. Ärger droht dennoch sogleich, weil FW-Chef Hubert Aiwanger das Aus zweier geplanter Flutpolder an der Donau hineindiktiert hat. Die Beauftragten der Staatsregierung, gegen die die FW vor der Wahl noch klagen wollten, nehmen sie nun hin und besetzen zwei mit eigenen Leuten. Wieder Protest. Die Freien Wähler sind in der Regierung angekommen. Der Landtag nimmt die Arbeit auf, die sechs Fraktionen müssen sich arrangieren. Erste Auseinandersetzungen gibt es zwischen der AfD und dem Rest, die Mehrheit lässt den AfD-Kandidaten für den Posten eines Landtagsvizepräsidenten durchfallen. Das Innenministerium lässt das Volksbegehren "Rettet die Bienen" zu. Initiiert hat es die ÖDP, die damit den Artenschutz verbessern will (Foto). Die großen Naturschutzverbände unterstützen das Anliegen. Vom 31. Januar an müssen innerhalb von zwei Wochen 950 000 Menschen dafür unterschreiben, also zehn Prozent der Wahlberechtigten, damit es erfolgreich ist.

Dezember: In Gefahr

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(Foto: dpa)

Kriminalität beherrscht die Schlagzeilen. Ein Messerstecher versetzt Nürnberg in Unruhe. Offenbar wahllos sticht ein Unbekannter kurz hintereinander auf drei Frauen ein, die alleine im Stadtteil St. Johannis unterwegs waren und verletzt sie schwer. Tags darauf nehmen aufmerksame Streifenpolizisten einen wohnsitzlosen 38-Jährigen aus Sachsen-Anhalt fest. Ein Motiv? Bislang nicht erkennbar. Ein anderer Mann ist für seine Taten längst verurteilt und muss im Gefängnis bleiben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte segnet das deutsche System zur Sicherungsverwahrung gefährlicher Straftäter ab. Der Mann, der 1997 eine Joggerin bei Kelheim ermordet und missbraucht hat, sah seine Menschenrechte verletzt und war vor Gericht gezogen. In Nürnberg wird der Afghane Asif N. zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt. Seine versuchte Abschiebung hatte 2017 Tumulte ausgelöst (Foto).

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