Interview mit dem SPD-Fraktionschef:"Wir müssen mehr raus"

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Markus Rinderspacher, künftig Fraktionschef der SPD in Bayern, will nicht nur im Landtag agieren, "um die weißen Flecken in Bayern zu roten zu machen".

Katja Auer

Eine Dreiviertelstunde lang hat sich Markus Rinderspacher am Mittwochabend in der SPD-Fraktion vorgestellt und sich um das Amt des Fraktionschefs beworben. Erfolgreich. Nächste Woche soll der 40-Jährige zum Nachfolger von Franz Maget gewählt werden.

Führt künftig die Landtagsfraktion der bayerischen SPD: Markus Rinderspacher. (Foto: Foto: ddp)

SZ: Herr Rinderspacher, Sie sind erst ein Jahr im Landtag und der Jüngste in der Fraktion. Übernehmen Sie sich nicht?

Rinderspacher: Nein. Ich kenne zwar noch nicht alle Enden und Ecken des Landtags und weiß noch nicht, wie hoch der Staub da liegt. Aber es ist auch von Vorteil, wenn man mit einem frischen Blick auf die Dinge schaut und eine unkonventionelle und für Politiker untypische Sprache spricht. Außerdem werde ich kein Einzelkämpfer sein, sondern auf eine starkes Team setzen.

SZ: Nach mehreren herben Niederlagen übernehmen jetzt die Jungen in der SPD. Was wird sich ändern?

Rinderspacher: Der Vorteil ist, dass der Generationenwechsel in Landesverband und Fraktion parallel geschieht. Wir müssen künftig viel enger mit dem Landesvorstand zusammenarbeiten, um die weißen Flecken in Bayern zu roten zu machen. In vielen Regionen gibt es keine SPD-Ortsverbände und keine Gemeinderäte. Da muss die Landtagsfraktion mitarbeiten. Wir sind zu sehr auf München konzentiert, wir müssen mehr raus.

SZ: Die Grünen zweifeln schon an der Rolle der SPD als Oppositionsführer. Wie wollen Sie die sichern?

Rinderspacher: Zunächst einmal wünsche ich mir natürlich eine enge Zusammenarbeit mit allen Oppositionsparteien. Wir werden eine konstruktive Oppositionspolitik machen und mit entsprechenden Konzepten der Staatsregierung gegenübertreten. Wir werden weiterhin unseren Schwerpunkt auf die soziale Gerechtigkeit legen, dabei muss unser Profil noch stärker zum Vorschein kommen.

SZ: Ihr Vorgänger Franz Maget ist allseits anerkannt, trotzdem verlässt er sein Amt nach zwei schweren Niederlagen als SPD-Spitzenkandidat. Haben Sie Angst vor dem Scheitern?

Rinderspacher: Nein, aber ich weiß um die Größe der Aufgabe. Ich bin guten Mutes, dass sich die SPD konsolidieren wird. Wir müssen keine Rücksicht mehr auf eine Regierungsbeteiligung im Bund nehmen und können Opposition in Reinform machen. Und ich bin sicher, dass die SPD von der Schwäche der Staatsregierung profitieren wird.

SZ: Es heißt immer, der SPD-Fraktionschef müsse vor allem Optimist sein. Haben Sie auch noch andere Eigenschaften?

Rinderspacher: Oskar Lafontaine hat einmal gesagt, es gebe Sekundärtugenden wie Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit. Da muss ich ihm widersprechen, das sind Werte, die mir wichtig sind. Außerdem bin ich beharrlich und auch kämpferisch.

SZ: Sie sind Journalist, Bankkaufmann, Politikwissenschaftler. Außerdem mögen Sie klassische Musik und Gartenarbeit. Sind Sie ein typischer Sozialdemokrat?

Rinderspacher: Aber ja. Mein Vater kommt aus der Gewerkschaft, meine Mutter allerdings hat immer CDU gewählt. Für mich stand nie in Frage, dass in mir ein sozialdemokratisches Herz schlägt. Nur wegen des Berufs, wegen der journalistischen Unabhängigkeit, bin ich erst 2002 in die SPD eingetreten.

© SZ vom 16.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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