Max Stoib hat dieses Jahr ein Drittel weniger Honig geerntet als gewöhnlich. Damit ist er noch gut dran.
(Foto: Manfred Neubauer)Doch das ist es nicht alleine. Auch der massive Pestizideinsatz im Maisanbau schädigt die Bienen. "Die großen Agrarkonzerne wollen es zwar nicht wahrhaben", sagt Bruder. "Aber es ist einfach so, dafür gibt es viele Belege." So hat die EU-Lebensmittelbehörde Efsa im vergangenen Jahr in einem Gutachten festgestellt, dass die sogenannten Neonicotinoide - das sind neuere Insektizide, die beim Anbau von Mais, aber auch von Raps, Rüben, und Sonnenblumen verwendet werden - Bienensterben verursachen können. Darauf wurde ihr Einsatz für zwei Jahre verboten - um ihre Auswirkungen näher zu erforschen. Die Hersteller des Pflanzenschutzmittels bestreiten die Gefahr für Bienen vehement. Die Imker befürchten, dass sich die Konzerne und ihre mächtige Lobby durchsetzen könnten und die Insektizide alsbald wieder erlaubt sein werden.
Aber selbst am Tegernsee, wo es praktisch keinen Ackerbau gibt und damit fast keinen Mais, sondern nur Weideland für die vielen Milchkühe und das Jungvieh, ist die Welt der Bienen längst nicht mehr in Ordnung. Die allermeisten Bauern mähen ihre Wiesen inzwischen so früh im Jahr, dass noch keine Blume auf ihnen blüht. "Auch die Bienen hier bei uns im Oberland finden immer weniger Nahrung", sagt Stoib. "Zumal die Bauern inzwischen ja sechs bis sieben Schnitte im Jahr machen und deshalb zu keinem Zeitpunkt mehr etwas blüht auf den Wiesen."
Wie überhaupt für Bauern und Agrarexperten Wiesenblumen offenbar in allererster Linie Schädlinge sind. So hat die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) - das ist ein hoch dotiertes staatliches Agrarinstitut, das Landwirtschaftsminister Helmut Brunner untersteht - eine Broschüre über das "Unkrautmanagement auf Wiesen und Weiden" im Sortiment. In dem 27-seitigen Heft geht es nicht nur darum, wie man dem Riesenbärenklau und anderen Giftpflanzen Herr wird. Sondern auch Nesseln, Kleearten, Pestwurzen und sogar dem Löwenzahn. "Für die Bienen sind das aber alles wichtige Nahrungsquellen", sagt der Imker Hederer. Für die Agrarexperten sind die Wiesenpflanzen "minderwertige Platzräuber", wie es in der LfL-Broschüre heißt.
Den Bienen, die trotz allem über den Wiesen umherbrummen, droht noch eine ganz andere, tödliche Gefahr: Zusammen mit allen möglichen anderen Insekten werden sie zu Zigtausenden von den immer gigantischeren Mähwerken hinweggerafft, welche die Bauern vorne an ihre Traktoren montieren. "Wir haben das untersucht", sagt Hederer. "Ein halbes Bienenvolk pro Mähgang und Hektar ist tot, wenn so ein Landwirt mit seinem Kreiselmähwerk über seine Wiese donnert." Ein halbes Bienenvolk, das sind 20 000 bis 25 000 Bienen. Hederer wird in diesem Jahr denn auch nur siebeneinhalb Kilo Honig pro Bienenvolk ernten. "Das ist nicht einmal ein Drittel einer normalen Ernte", sagt er.
So wie dem Uttinger Imker dürfte es den meisten der ungefähr 28 000 Berufs- und Hobbyimkern in Bayern mit ihren insgesamt 250 000 Bienenvölkern gehen. Da ist der Haushamer Imker Stoib wirklich sehr gut dran.