"Hubert! Hubert! Hubert!":Aiwanger will der CSU die Sporen geben

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Von Elisa Britzelmeier

Zwei Sachen scheinen bei den Freien Wählern (FW) klar zu sein: Die CSU gehört korrigiert und der Hubert ist der Mann dafür. Bevor FW-Chef Aiwanger überhaupt beginnt mit seiner Rede, schallen die "Hubert-, Hubert-, Hubert-Rufe" durch den Weißbierstadl. Atmosphärisch ist der irgendwo zwischen klassischem Bierzelt und Almhütte zu verorten. Recht holzlastig alles, aber vor der Bühne glitzern fünf Diskokugeln. Es ist warm und voll, man rückt unter Wagenrädern und Geweihen zusammen.

Inhaltlich geht es vor allem gegen die Staatsregierung. Wer mit Blick auf eine mögliche Koalition nach der Wahl versöhnliche Töne erwartet hat, wird enttäuscht. Mitregieren wollen die Freien Wähler trotzdem, Aiwanger lässt daran keinen Zweifel: "Wir gehen nicht in einen Wahlkampf, um zuzuschauen." Bisher habe man alles immer erreicht, indem man Unterschriften für Volksbegehren in der Januarkälte gesammelt habe - davon hat Aiwanger genug. In einem möglichen Koalitionsszenario sieht er die Rollen klar verteilt: "Ich lege keinen Wert darauf, Stiefelknecht der CSU zu sein. Wenn, dann geben wir ihnen die Sporen!" Der CSU ebenso wie der SPD wirft er vor, das Land in den vergangenen Jahren "rückentwickelt" zu haben. Kaputte Straßen, innere Sicherheit, Pflegenotstand, fehlende Wohnungen: "Die Probleme werden mehr, weil ihr regiert!" Die CSU stellt Aiwanger als Partei der Großkopferten dar, die nur in Berlin hockten, vom Leben auf dem Land keine Ahnung hätten und mit der Autoindustrie unter einer Decke steckten. In Richtung Ministerpräsident wettert er: "Lieber Herr Söder, du bist kein Master, du bist ein Master of Desaster!" Der Stadl jubelt.

Aiwanger ist in der komfortablen Position, über alles und jeden lästern zu können, und so nimmt er sich die Konkurrenzparteien eine nach der anderen vor. Auch die Versprechen fehlen nicht: die FW seien "die Bildungspartei schlechthin", Aiwanger fordert mehr Lehrer und kostenfreie Kinderbetreuung, er verspricht, gegen den Hebammenmangel vorzugehen, gegen die Privatisierung von kommunalen Kliniken, für die Anliegen von Landwirten, für schnelleres Internet. Beim Thema Flüchtlingspolitik seien die Freien Wähler falsch verstanden und zu unrecht als "rechts" abgestempelt worden, sagt Aiwanger. Zugleich aber wirft er Kanzlerin Angela Merkel vor, sie habe mit ihrer Politik geltendes Recht gebrochen.

Auch die Ausschreitungen im sächsischen Chemnitz sind Thema, Vorredner Alexander Hold führt ein Rezept dagegen an: den Rechtsstaat. Auf den beruft sich Hubert Aiwanger laufend. Er schließt mit Bayern- und Deutschlandhymne und der Berufung auf "unsere Heimat Bayern" - denn die sei immer schon Thema der Freien Wähler, und das lasse man sich nicht nehmen.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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