Hochwasserschutz:Verzicht auf weiteren Polder gefordert

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Nach Planungsstopp von drei Rückhaltebecken wollen Leipheimer gleiches Recht

Von Christian Sebald, Leipheim

Der Vorstoß war erwartbar: Nach der Rücknahme des Baus von drei umstrittenen Flutpoldern an der Donau bei Ingolstadt und in Niederbayern fordert nun eine Initiative im schwäbischen Leipheim, die Pläne für ein Hochwasser-Rückhaltebecken nahe der Stadt ebenfalls zu streichen. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass die neue Staatsregierung in zwei Regionen drei Bauwerke streicht und den Schutz auf dezentrale Konzepte ausrichten will, und bei uns, die wir das seit Jahren ebenfalls fordern, auf dem Polder beharrt", sagt Norman Brix von der Initiative "Kein Flutpolder in Leipheim". Schon allein im Sinne der "Gleichbehandlung" müsse der Freistaat nun sämtliche Polder-Planungen an der Donau aufgeben und alternative Schutzkonzepte verfolgen.

Mit dem Polder bei Leipheim streben die Hochwasserschützer das gleiche Ziel an wie mit den anderen Poldern entlang der Donau. Das Schutzbecken, das 620 Hektar groß sein und bis zu zwölf Millionen Kubikmeter Wasser fassen können soll, soll bei extremen Hochwasserkatastrophen wie 2013 in Deggendorf verhindern, dass die Fluten die Dämme und Deiche an der Donau überströmen, Land und Leute dahinter unter Wassersetzen und damit immenses Leid und Schäden in Milliardenhöhe anrichten. 2016 warb die damalige Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) in einem aufwendigen Dialog bei der Bevölkerung und bei Initiativen zunächst für insgesamt fünf Polder entlang der schwäbischen Donau. Im Laufe des teils sehr kontrovers geführten Dialogs sind Scharf und ihre Experten den Polder-Kritikern weit entgegengekommen. Sie verzichteten auf zwei Becken, versprachen eine Stärkung des natürlichen Hochwasserschutzes und kündigten einen massiven Ausbau von Dämmen und Deichen an. Damit schien der Streit größtenteils aus der Welt geräumt zu sein. Der Dillinger Freie-Wähler-Landrat Leo Schrell etwa begrüßte das neue Konzept ausdrücklich als "gute Planungsgrundlage".

Wie viele andere wurde Schrell von der Streichung der Polder in Niederbayern und bei Ingolstadt komplett kalt erwischt. Er erwartet, dass sein Parteifreund, der neue Umweltminister Thorsten Glauber, nun in Schwaben zumindest die Gründe der Streichung erläutert. Dies verlangt auch der schwäbische FW-Landtagsabgeordnete Johann Häusler. Er ist überzeugt, dass für einen angemessenen Hochwasserschutz in Schwaben wenigstens ein weiterer Polder dort verzichtbar ist. Die Leipheimer Anti-Polder-Initiative fordert die Staatsregierung derweil auf, anstelle der Polder-Planungen die Dämme und Deiche in der Region auf modernsten technischen Stand zu bringen.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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