Der Streit zwischen bayerischen Hausärzten und Krankenkassen spitzt sich zu. Am Montag wollen einem Medienbericht zufolge zufolge sämtliche Ersatzkassen den Ausstieg aus den Hausarztverträgen verkünden. Zusammen mit den Versicherten der AOK, die den Ärzten bereits am vergangenen Donnerstag fristlos gekündigt hat, wären rund sieben Millionen Patienten betroffen - etwa 70 Prozent aller Versicherten in Bayern. Mit ihrem Schritt reagieren die Kassen auf die Drohung der Hausärzte, kollektiv aus dem Kassensystem auszusteigen.
Die bayerischen Hausärzte planen, am kommenden Mittwoch ihre Kassenzulassungen zurückzugeben, um höhere Honorare zu erzielen. Bis zum 30. März 2011 wären die Kassenzulassungen dann noch gültig. Kommt es bis dahin zu keiner Einigung, müssten die Patienten ihre Arztrechnungen künftig aus eigener Tasche bezahlen.
Die bayerische Staatsregierung warnt die Hausärzte in Zeitungsanzeigen vor den Konsequenzen. Der Ausstieg gefährde Patienten und Hausärzte, heißt es in den Annoncen, die in mehreren Zeitungen veröffentlicht wurden: "Bedenken Sie die Folgen eines Ausstiegs! Denn: Wer aussteigt, ist draußen!" Verträge von ausgestiegenen Ärzten mit den Krankenkassen seien gesetzlich verboten, warnte die CSU/FDP-Regierung. Zudem drohe eine sechsjährige Sperre für den Wiedereinstieg in die vertragsärztliche Versorgung. "Wer aussteigt, kann damit nur noch Privatpatienten behandeln", sagte der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU).
Ab Montag will die bayerische Regierung eine telefonische Hotline einrichten, unter der sich die Ärzte über die Konsequenzen eines Ausstiegs informieren können.
Während die Hausärzte planen, ihre Kassenzulassungen zurückzugeben, kündigten Bayerns Fachärzte an, keine hausärztlichen Tätigkeiten zu übernehmen. Die Fachärzte seien ohnehin überlastet und müssten sich aufgrund der Berufsordnung an die Grenzen ihrer Fachgebiete halten, sagte die Vorsitzende des Bayerischen Facharztverbandes, Ilka Enger. Sie fügte hinzu: "Bayerns Fachärzte werden nicht die Streikbrecher sein. Sie sind mit dem bestehenden System ebenfalls massiv unzufrieden." Enger rief Vertreter der Politik und der Krankenkassen auf, die "Eskalationsspirale zu beenden".