Haßfurt:Hasib A. verlässt Kirchenasyl

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23-jähriger afghanischer Flüchtling erhält subsidiären Schutz

Der Fall des afghanischen Flüchtlings Hasib A. machte bundesweit Schlagzeilen. Seit sieben Jahren lebte er in Deutschland, war integriert, hatte einen Job und eine Wohnung in München, auch im Fußballverein war er aktiv - dann sollte er am 14. Dezember 2016 mit der ersten deutschen Sammelabschiebung nach Kabul ausgeflogen werden. In letzter Minute rettete sich der heute 23-Jährige in ein Kirchenasyl im unterfränkischen Haßfurt. Das darf er nun nach mehr als acht Monaten verlassen. Er hat subsidiären Schutz erhalten, wie der ehemalige Kirchenasyl-Koordinator der bayerischen evangelischen Landeskirche, Stephan Theo Reichel, am späten Dienstagabend in einer knappen Mitteilung bekannt gab.

Subsidiär Schutzberechtigte sind in Deutschland jene Ausländer, die keine Flüchtlingseigenschaft nach hiesigem Recht oder auch den Genfer Flüchtlingskonventionen erhalten, denen aber bei einer Rückkehr in ihre Heimat ein ernsthafter Schaden für Leib und Leben droht. Hasib A. war mit 14 Jahren aus Afghanistan geflohen, um einer Spirale der Gewalt zu entkommen. Seine Großfamilie befindet sich seit Jahren mit einer anderen Familie in einer blutigen Fehde, bei der auch Kinder zu Opfern wurden. Diesen Kreislauf wollte Hasib A. durchbrechen.

Nachdem sein Antrag auf Asyl abgelehnt wurde, war Hasib A. in Deutschland nur geduldet - bis plötzlich im Dezember 2016 der Aufruf zur Ausreise ausgesprochen und ein Abschiebetermin angesetzt wurde. Ein Folgeantrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hatte nun laut Reichel Erfolg und zu dem Behelfsstatus des subsidiären Schutzes geführt. Reichel sagte, der junge Mann sei der erste in einer ganzen Reihe junger afghanischer Männer gewesen, die in vielen evangelischen Gemeinden in Bayern Kirchenasyl bekommen haben und so vor der Abschiebung in ein Kriegsgebiet beschützt wurden. Nun gelte es, Abschiebungen nach Afghanistan "generell zu stoppen".

Reichel dankte explizit noch einmal der evangelischen Haßfurter Pfarrerin Doris Otminghaus. Sie habe sich mit der Gemeinde und gegen etliche Bedenken - teils auch aus der Kirchenleitung - für die Gewährung inzwischen mehrerer Kirchenasyle entschieden. Dafür ist die Theologin bereits mehrfach ausgezeichnet worden, etwa mit dem Pro-Asyl-Menschenrechtspreis 2017. Sie wurde aber auch bereits mehrfach angefeindet und bedroht für ihr Engagement. An der Kirche in Haßfurt wurde Mitte Juni die Flagge der Terrororganisation Islamischer Staat angebracht. Zudem hatte die Staatsanwaltschaft zeitweise gegen Otminghaus wegen "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" ermittelt.

© SZ vom 31.08.2017 / epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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