Grenzland-Krimi:Rätsel um einen Toten

Lesezeit: 2 min

Gesprengter Fahrkartenautomat in Gaubüttelbrunn. (Foto: Polizei)

Ein Bayer wird tot auf einem Parkplatz in Hessen gefunden. Hat er etwas mit einem gesprengten Fahrkartenautomaten in Baden-Württemberg zu tun? In dem Fall ermitteln nun Dienststellen in drei Bundesländern - und die Bundespolizei.

Von Olaf Przybilla

Die Haltestelle Gaubüttelbrunn bei Wittighausen "ist eigentlich kein Ort für Verbrechen". So haben das die Ermittler der Bundespolizei am 17. September notiert und beschrieben, was sich in der Nacht zuvor an der überschaubaren und wenig frequentierten Haltestelle im Grenzgebiet zwischen Baden-Württemberg und Bayern zugetragen haben muss. Offenbar hatten Unbekannte versucht, einen Fahrkartenautomaten aufzubrechen. Als dies nicht gelang, wurde der Automat aufgesprengt.

Die Beute fiel eher mager aus: Nur ein paar Münzen dürften die Täter in dieser Nacht mit nach Hause getragen haben. Was die Ermittler viel mehr in Alarmbereitschaft versetzte, war die "größere Blutlache", die sie am Tatort vorfanden. Ein Polizeihubschrauber umkreiste den Tatort, die Suche aber blieb erfolglos.ciao

Am selben Tag meldet die Polizei in Südosthessen den Fund eines schwer verletzten Mannes. Ein anonymer Anrufer hat kurz nach drei Uhr morgens auf einen 47-Jährigen hingewiesen, der mit schwersten Kopfverletzungen auf einem Parkplatz in Bad Soden-Salmünster liege, in der Nähe der bayerischen Grenze. Noch in der Nacht stirbt der Mann.

Die Ermittler gehen zunächst davon aus, dass er mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden ist. Sein Auto, ein silberfarbener Mercedes-Kombi, wird später auf einem Parkplatz am Bahnhof im hessischen Schlüchtern entdeckt. Was die Ermittler irritiert: Für eine so schwere Kopfverletzung findet sich zu wenig Blut am vermeintlichen Tatort.

Gut 100 Kilometer zwischen den Tatorten

Sechs Tage später wird in der unterfränkischen Marktgemeinde Zeitlofs, im Kreis Bad Kissingen, der Tote vom Parkplatz zu Grabe getragen. Ein Mann aus dem Ort, geboren in Zeitlofs. Dass der Fall "in eine überraschende Richtung" laufe, deutet die zuständige Staatsanwaltschaft schon zwei Tage nach dem Fund des Schwerstverletzten an. Führt die Spur zum gesprengten Fahrkartenautomaten nach Gaubüttelbrunn? Haben möglicherweise Komplizen das Auto des durch die Sprengung verletzten 47-Jährigen nach Hessen gefahren, den Mann auf einen Parkplatz gelegt und dann einen anonymen Anruf abgesetzt?

Die beiden Orte liegen etwa hundert Kilometer entfernt voneinander. Dass die beiden Fälle eng miteinander zu tun haben, will der Hanauer Oberstaatsanwalt Jürgen Heinze nicht offiziell bestätigen. Dementieren aber tut er es auch nicht. Es wäre auch kaum möglich: Sowohl die Würzburger Polizei als auch die Kriminalpolizei in Tauberbischofsheim sowie der Oberstaatsanwalt im baden-württembergischen Mosbach, Franz-Josef Heering, verweisen in der Sache jeweils auf die Staatsanwaltschaft nach Hanau. Heering, der in der Sache des aufgesprengten Fahrkartenautomaten ermittelt, bestätigt, dass die Blutlachen aus Gaubüttelbrunn und Salmünster "miteinander abgeglichen worden sind".

Man habe sich angesichts von vier beteiligten Ermittlungsbehörden in drei Ländern sowie der Bundespolizei aber darauf geeinigt, dass nur einer redet. Der Auserkorene, Staatsanwalt Heinze, aber schweigt, "aus ermittlungstaktischen Gründen". Was daran liegen könnte, dass die Ermittler derzeit einer Bande von Automatenaufsprengern auf der Spur sind. Erst im Juli waren bei einem Großeinsatz Objekte unter anderem in Schlüchtern und Bad Soden-Salmünster durchsucht worden, nachdem im östlichen Hessen mehrere Fahrkartenautomaten mit einem Gasgemisch aufgesprengt worden waren.

© SZ vom 01.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: