Gesundheit:Alles pumperlgesund

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Die medizinische Versorgung in Bayern ist spitze, sagt Ministerin Melanie Huml in ihrer Regierungserklärung

Von Wolfgang Wittl

München - Melanie Huml sieht aus wie das blühende Leben, wie sie da am Rednerpult steht. Die Gesundheitsministerin hält am Dienstag ihre erste Regierungserklärung im Landtag. Anfang August wird Huml, 39, ihr zweites Kind zur Welt bringen - als erste amtierende CSU-Ministerin einer bayerischen Staatsregierung. Gut gehe es ihr, antwortet sie fröhlich, wenn Kollegen sich nach ihrem Befinden erkundigen. Keinen einzigen Tag ihrer Schwangerschaft sei sie beruflich ausgefallen. Die Gesundheit, die die Ministerin ausstrahlt, wünschte man allen Menschen. Doch sogar Huml lässt in ihrer Rede erkennen, dass der Freistaat trotz aller Bemühungen in der Vergangenheit mitunter "gewaltige Herausforderungen" zu bewältigen hat.

"Für eine moderne und menschliche Gesundheits- und Pflegepolitik" hat die Ministerin ihr Programm überschrieben. Drei Fragen würden ihr immer wieder gestellt, sagt Huml: Wie bleibe ich gesund? Wie bekomme ich die bestmögliche Versorgung, wenn ich krank bin? Wie kann ich in Würde altern? Ihre Antwort darauf lautet vor allem: Vorbeugen ist besser als Nachsorge. Huml schwebt künftig eine "Bürgerbewegung Prävention" vor, an der sich die gesamte Gesellschaft beteilige - von Kindertagesstätten bis zum Seniorenheim sollen die Menschen ihre Lebensgewohnheiten hinterfragen. So bleibe jeder Einzelne länger gesund und das Gesundheitswesen für alle bezahlbar. Das habe aber nichts mit Überregulierung zu tun: Applaus bekommt die Ministerin von der CSU, als sie sich gegen einen verordneten Veggie-Day sowie gegen Staatsmedizin ausspricht.

Die medizinische Versorgung in Bayern hält Huml für "sehr gut", gleichwohl stehe Bayern vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Der demografische Wandel betreffe die Bevölkerung ebenso wie Ärzte. Gerade im ländlichen Raum herrscht seit Jahren ein Mangel an jungen Medizinern, die es in die Städte zieht. "Und wo Ärzte fehlen, verschwinden als nächstes Apotheken", sagte Huml. Um mehr Ärzte aufs Land zu bringen, will sie Förderprogramme für Stipendien aufstocken und zudem auf Fachärzte ausweiten. Medizinstudenten, die sich später in ländlichen Regionen niederlassen, sollen künftig mit 500 statt 300 Euro unterstützt werden.

Zusätzliche Chancen erhofft sich Huml durch die Digitalisierung. Seit etwa einem Jahr gibt es eine kostenlose App, mit deren Hilfe Notdienste und Apotheken zu finden sind. Technische Möglichkeiten sollen künftig verstärkt genutzt werden, etwa bei der Aufnahme in Kliniken. Zwischenrufe von der Opposition muss sich Huml gefallen lassen, als sie sagt, bayerische Krankenhäuser befänden sich "überwiegend in einem hervorragenden baulichen Zustand", ein Investitionsstau sei nicht vorhanden.

Mehr Selbstbestimmung für ältere Menschen sieht Huml als eine der wichtigsten Aufgaben. Kommunen sollten stärker eingebunden werden, da sie die Bedürfnisse am besten kennen. Etwa 220 000 Menschen in Bayern seien an Demenz erkrankt, in den kommenden Jahren müsse man von einem "drastischen Anstieg ausgehen". Jeder Bewohner eines Pflegeheims müsse sich umfassend umsorgt fühlen können, sagte Huml. Deshalb wolle sie die Pflegeberufe weiter aufwerten. Helfen soll eine "Standesvertretung auf Augenhöhe". Sie soll den Namen Bayerischer Landespflegering bekommen und auf Pflichtmitgliedschaft sowie Zwangsbeiträge verzichten.

Die Opposition warf Huml vor, kritische Themen wie die Notfallversorgung oder den Streit zwischen AOK und Hausärzten ausgeklammert zu haben. Sie sei sich vorgekommen wie in einer Wellness-Oase, doch die raue Realität sehe anders aus, sagte Kathrin Sonnenholzner (SPD), die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Sie bezweifle, dass sich Probleme allein durch Prävention lösen ließen. Nur vier Prozent der Menschen seien bereit, ihr Verhalten zu ändern. Karl Vetter (Freie Wähler) vermisst Unterstützung für den ländlichen Raum. Ulrich Leiner (Grüne) sagte, die Zustände in vielen Pflegeheimen seien schon jetzt nicht mehr auszuhalten - für Bewohner wie Personal.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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