Gefährlicher Darmkeim:Zahl der Ehec-Fälle steigt

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In Bayern sind derzeit vier schwer verlaufende Ehec-Infektionen amtlich bestätigt. In Bayreuth kämpfen die Ärzte weiterhin um das Leben einer 28-Jährigen. Dennoch: Experten warnen vor Panik.

Dietrich Mittler

Im Klinikum Bayreuth kämpfen die Ärzte weiterhin um das Leben einer 28-jährigen Patientin, die sich während eines Familienbesuchs in Hamburg mit dem gefährlichen Darmkeim Ehec infiziert hat. Sie erlitt am gestrigen Mittwoch einen Rückschlag. Nach heftigen Krampfanfällen verlor die junge Frau das Bewusstsein. "Ihr Zustand hat sich verschlechtert, die Patientin wird beatmet", sagte Chefarzt Harald Rupprecht in Bayreuth.

In Bayern sind derzeit vier schwer verlaufende Ehec-Infektionen amtlich bestätigt. (Foto: dpa)

Mittlerweile sei durch Laborwerte bestätigt, dass ihr schwerer Krankheitsverlauf - das komplette Nierenversagen, die Blutarmut und die Blutgerinnungsstörungen - auf den derzeit kursierenden extrem aggressiven Ehec-Erreger zurückzuführen sei.

Noch am Vortag hatte Rupprecht bei seiner Patientin eine leichte Stabilisierung feststellen können. Seit ihrer ersten schweren Krise am vergangenem Sonntag war die 28-Jährige täglich zur Blutwäsche an ein Dialysegerät angeschlossen worden. Zudem fand regelmäßig ein Blutplasma-Austausch statt, so dass sich ihr Zustand etwas verbesserte.

Der akute Rückschlag geht an Rupprecht und seinem Team nicht spurlos vorbei. "Sie ist doch noch eine so junge Frau", sagte der Nierenspezialist. Der Kampf um das Leben seiner Patientin geht unvermindert weiter - auch wenn derzeit alle Mittel der Behandlung ausgeschöpft scheinen.

Bislang wütet der aggressive Darmerreger Ehec zwar hauptsächlich im Norden Deutschlands, doch auch in Bayern nimmt die Zahl der Infizierten langsam aber stetig zu. Im Klinikum Nürnberg bestätigten Laborwerte am Mittwochmorgen den Verdacht, dass die schweren Blutgerinnung- und Nierenfunktionsstörungen eines Patienten auf Ehec zurückzuführen sind. Bei weiteren zwei Patienten wurde der Erreger ebenfalls festgestellt. Bei ihnen traten allerdings nur leichte Symptome auf, wie Chefarzt Kai-Uwe Eckardt in Nürnberg mitteilte.

Amtlich bestätigt sind in Bayern derzeit vier schwer verlaufende Krankheitsfälle durch eine Ehec-Infektion. Sie stehen alle im Zusammenhang mit den Erkrankungen in Norddeutschland und Hessen. Durch Laborwerte noch nicht verifiziert ist nach wie vor ein Verdachtsfall.

"Ohne dramatisieren zu wollen, hat es in Deutschland noch nie eine solche durch den Erreger Ehec ausgelöste Epidemie gegeben", ist sich Chefarzt Kai-Uwe Eckardt sicher. Zumindest bei einem seiner drei Patienten bestehe bereits ein ganz klarer Zusammenhang mit den Fällen in Norddeutschland.

Trotz der im Bundesgebiet ungewöhnlichen Häufung von Ehec-Fällen warnt er vor Panikreaktionen. Dringend zum Arzt solle aber gehen, wer nach Durchfall bei sich plötzlich blutigen Stuhlgang feststellt.

Eckardt und Rupprecht stehen mit den norddeutschen und hessischen Kollegen über Internet im Informationsaustausch. "Ich habe bereits am Sonntag angeboten, dass wir Patienten aus dem Norden übernehmen könnten, wenn dort die Kapazitäten an ihre Grenzen geraten", sagte Eckardt, der mit den Häusern in Nürnberg und Erlangen das europaweit größte Zentrum für Nierenkrankheiten leitet.

Rupprecht seinerseits verwies auf die außerordentliche Leistung, die Ärzte und Pflegekräfte derzeit erbringen müssen, um die schwerkranken Ehec-Patienten zu versorgen. "Angesichts dieses aggressiven Erregers setzen sie sich täglich selbst einem enormen Risiko aus."

© SZ vom 26.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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