Gefährliche Darmerkrankung:Zahl der Ehec-Patienten steigt weiter

Lesezeit: 1 min

37 Ehec-Erkrankungen im Freistaat - weitere Verdachtsfälle werden noch geprüft. Indes wächst unter den Gemüsebauern die Existenzangst. Denn viele Verbraucher verschmähen Salat, Gurken und Tomaten - auch aus heimischem Anbau.

Die Zahl der amtlich erfassten Ehec-Erkrankungen in Bayern ist auf 37 gestiegen. Wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Dienstagnachmittag in Erlangen mitteilte, gibt es im Freistaat mittlerweile 15 Fälle der besonders schweren Verlaufsform, des Hämolytisch-Urämischen-Syndroms (HUS). Das LGL prüfe noch weitere Verdachtsfälle, sagte eine Sprecherin.

Egal ob Tomaten, Gurken oder Salat: Die bayerischen Verbraucher meiden derzeit Gemüse. (Foto: dpa)

Am Vortag hatte die Behörde noch 13 HUS-Patienten registriert. Bayernweit beklagten inzwischen Gemüsebauern, dass viele Verbraucher aus Angst vor Ehec auch Salat, Gurken und Tomaten aus heimischem Anbau verschmähen. Die Angst vor dem Ehec-Erreger habe in Bayern nach ersten Schätzungen bei Salatgurken und Tomaten zu Absatzeinbrüchen von 50 bis 70 Prozent geführt, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums.

Die Frage nach finanziellen Hilfen für die betroffenen Landwirte sei noch offen. "Dafür ist es noch zu früh. Außerdem ist das ein bundesweites Problem. Der Bund ist schon dran, zu prüfen, was man für die Bauern tun kann."

Im Knoblauchsland nahe Nürnberg fürchten viele Gemüsebauern bereits um ihre Existenz. "Bei uns wird's bedenklich", sagte Michael Brückner, Chef des Gemüseerzeugerrings Knoblauchsland der Nachrichtenagentur dpa. "Wir sitzen auf dem Gemüse und wissen nicht, wohin damit."

Am Wochenende hatten zahlreiche Handelsketten ihre Bestellungen storniert. Ihrem Ärger über die Politik machten viele Bauern aus dem Knoblauchsland Luft, als hochrangige Beamte des Landwirtschaftsministeriums einen Hof besuchten. Einige hätten das Gemüse, das sie nicht mehr verkaufen können, auf die Straße gestellt, berichtete Brückner.

Die Bauern seien vor allem sauer, weil die Politik pauschale Warnungen vor Rohkost ausgesprochen habe. Die Hofläden, die einige Landwirte betreiben, seien von den dramatischen Umsatzeinbußen nicht betroffen. Im Gegenteil: "Da werden bessere Geschäfte gemacht als in normalen Zeiten, der Verbraucher möchte den direkten Kontakt haben."

Der Verkauf im Hofladen mache aber bei den meisten Bauern nur einen Bruchteil des Umsatzes aus. Das Knoblauchsland zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen gilt als wichtigstes Gemüseanbaugebiet Bayerns. Rund eine Million Gurken, 500 Tonnen Tomaten und 300.000 Salatköpfe werden dort wöchentlich geerntet.

© dpa/dapd-bay - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: