Freising:Der Maikäfer fliegt - und frisst

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Alle vier Jahre kommen die Insekten vermehrt vor. Bauern und Waldbesitzer fürchten vor allem die Engerlinge

Von Sophie Schmidt/dpa, Freising

Nach drei Jahren Larvenstadium im Boden ist es wieder soweit: Bei den Maikäfern in Bayern sei Hauptflugjahr, sagt Ullrich Benker von der Landesanstalt für Landwirtschaft. Doch während hessischen Forstbesitzern wegen der Insekten in diesem Jahr das Absterben von bis zu 10 000 Hektar Wald droht, wird der Schaden im Freistaat wohl weitaus geringer ausfallen. Dabei machen sich die Tiere auch in Bayern schon über die Pflanzen her.

In diesem Jahr ist wieder Maikäfer-Flug. Die Schäden dürften geringer sein als in anderen Ländern. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Dass der Freistaat glimpflicher davonkommt als andere Bundesländer, liege zum einen an der hier hauptsächlich heimischen Sorte der Käfer, dem Melolontha melolontha, also dem Feldmaikäfer, sagt Benker. "In Hessen ist es vor allem der Waldmaikäfer Melolontha hippocastani, der Probleme macht." Teilweise könnten Ausläufer der zweiten Populationen auch den Spessart in Bayern berühren, seines Wissens aber nicht im "schadensrelevanten Ausmaß", wie es Benker ausdrückt. Zum anderen befinden sich die beiden unterschiedlichen Arten in verschiedenen Stadien der Entwicklung, die bis zu vier Jahre dauert. In Bayern fliegen die Tiere schon, in Hessen setzen vor allem die Larven den Pflanzen zu.

Schaden können die kleinen Tiere der Natur auf mehrere Arten. Besonders weitreichend können dabei die Konsequenzen sein, wenn die Populationen sich als Larven, sogenannte Engerlinge, im Boden befinden. "Die Schäden durch Engerlinge sind grundsätzlich im zweiten Jahr, also dem Jahr nach dem Flugjahr, am größten", erklärt Benker. Dann nämlich fressen die hungrigen Engerlinge die Wurzeln von Pflanzen an - Feldmaikäfer meist die von Gräsern, Waldmaikäfer die von Bäumen. "In Bayern wundern sich dann viele Landwirte, weil ihre Wiesen trotz ausreichend Wasser braun sind, so als wären sie vertrocknet oder verbrannt", sagt Benker. Dahinter stecken aber die Engerlinge, die die Wurzeln nachhaltig beschädigt haben. Das wird im Freistaat wohl wieder nächstes Jahr der Fall sein, wenn nach dem Hauptflugjahr die jungen Engerlinge im Boden auf Nahrungssuche sind.

Dagegen wirkt es fast harmlos, was später die geschlüpften Käfer tun: Kahl- oder Reifungsfraß. Wald- wie Feldmaikäfer machen sich zum Beispiel über die Blätter der Bäume her. Das allerdings verkraften diese in der Regel. "Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter", ist vom Naturschutzbund Deutschland zu erfahren.

An manchen Orten in Bayern ist die Wahrscheinlichkeit derweil größer, auf einen Maikäfer zu treffen, als andernorts: "Gebiete mit größeren Feldmaikäfer-Populationen sind der Spessart, konkret Hessenthal-Mespelbrunn und die nach Norden und Süden angrenzenden Täler, der Bayerische Wald, zum Beispiel in Breitenberg und Sonnen sowie auf einzelnen Flächen oberhalb Deggendorfs, das Inntal, hier besonders Oberaudorf und Niederaudorf, die Fraueninsel im Chiemsee und Reichling im Landkreis Landsberg/Lech", sagt Benker. In Reichling indes gibt es noch eine Besonderheit: Das ist der einzige Ort, in dem jedes Jahr viele Maikäfer fliegen. Dort haben sich über Jahrzehnte die Generationen so durchgemischt, dass sich in jedem Jahr genügend Weibchen und Männchen zur Paarung finden.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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