Freie Wähler:Viele Posten, eine Frau

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Gabriele Pauli scheint sich mit dem Amt als FW-Spitzenkandidatin für die Europawahlen nicht begnügen zu wollen. Ihre Ambitionen verwundern die Partei.

Olaf Przybilla

Eine Woche nach der Ernennung zum Bundeswirtschaftsminister scheint Karl-Theodor zu Guttenberg im Februar noch etwas auf der Zunge gelegen zu haben, was er als CSU-Generalsekretär nicht mehr losgeworden ist. Guttenberg knöpfte sich Gabriele Pauli vor. Deren politische Rolle nähere sich immer mehr dem Klamauk.

Gariele Pauli ist auf der Suche nach größeren Aufgaben. (Foto: Foto: dpa)

Wenn die ehemalige Fürther Landrätin, ehemalige CSU-Rebellin, aktuelle Landtagsabgeordnete und Spitzenkandidatin der Freien Wähler (FW) für die Europawahl in diesem Tempo weitermache, dann dürfe man wohl demnächst "Frau Paulis Kandidatur für die Parlamentarische Versammlung der Nato" erwarten - und hernach werde sich die Frau aus Zirndorf womöglich "für das Amt des UN-Generalsekretärs" berufen fühlen.

Zwei Monate nach der Lästerei ist von Ambitionen Paulis auf diese Ämter nichts bekannt. Gleichwohl scheint die 51-Jährige beileibe nicht gewillt zu sein, sich mit der FW-Spitzenkandidatur für das Europäische Parlament zu begnügen. Soeben hat Pauli kräftig nachgelegt. Abhängig davon "wie die Europawahl läuft", sollten die Freien auch "mit Schwung Anlauf für den Bundestag nehmen", lässt sie sich zitieren. Eine Spitzenkandidatur für sich selbst schließe Pauli durchaus nicht aus. "Aber ich will jetzt erst mal wissen, wie die Europawahl läuft."

Auf der Suche nach neuen Herausforderungen

Selbst in den eigenen Reihen ist momentan nicht ganz klar, ob sich Pauli vor allem dann für den Bundestag bewerben will, wenn sie mit Erfolg ins Europaparlament eingezogen ist. Oder vielmehr dann, wenn ihr dies nicht gelungen ist. Unstrittig ist momentan nur eines: Nach einem halben Jahr im Landtag scheint Pauli ihr neues Betätigungsfeld längst zu eng geworden zu sein - zumal sie in ihrer Fraktion nicht die Führung übernehmen durfte und als Stellvertreterin von Fraktionschef Hubert Aiwanger nicht zur Verfügung stand.

Bei den Kollegen Paulis kommt das gar nicht gut an. Der Landtagsabgeordnete und unterfränkische FW-Chef Hans Jürgen Fahn etwa hält Paulis Gebaren für "ziemlich kurios". Auf Wähler müsse deren andauerndes Postenwechseln zwangsläufig "unglaubwürdig" wirken. Man bekomme unweigerlich den Eindruck, es gehe "hier mehr um die Person - und nicht mehr um die Sache", moniert Fahn.

Die Parteilosen müssen zur Partei werde

Auch Armin Grein, der FW-Bundesvorsitzende, äußert sich skeptisch über Paulis Vorstoß. Denn die formalen Voraussetzungen für einen Antritt der Freien auf Bundesebene wären äußerst schwer zu erfüllen. Als Wählergruppe wie noch zur Europawahl dürfte man dann nicht mehr antreten - die Parteilosen müssten vielmehr selbst zur Partei werden.

Kategorisch ausschließen möchte Grein diesen historischen Schritt zwar nicht. Schließlich müsse "nicht für alle Zeit immer derselbe FW-Bundesvorsitzender bleiben". Allerdings müssten die Voraussetzungen dann in kürzester Zeit geschaffen werden - "das hat Frau Pauli vielleicht nicht bedacht", mutmaßt Grein.

Der Abgeordnete Fahn würde gerne viel mehr Aktivitäten ganz anderer Art von der Spitzenkandidatin beobachten. Im FW-Stammland Unterfranken - wo sich die Freien vor 30 Jahren gründeten - mache sich Pauli "leider ziemlich rar", berichtet Fahn.

© SZ vom 15.04.2009/jree - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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