Fossilien:Abschied vom Urviech

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Raubfisch spießt Flugsaurier auf. Das versteinerte Drama ist 150 Millionen Jahre alt - und bald nicht mehr zu sehen. (Foto: dpa)

Neues Gesetz: Museum Solnhofen verliert wichtiges Exponat

Das auf Fossilien spezialisierte Museum Solnhofen hat wegen des geplanten neuen Gesetzes zum Schutz des Kulturgutes eines seiner wichtigen Exponate verloren: Eine 150 Millionen Jahre alte Gesteinsplatte mit dem Titel "Drama aus der Urzeit" wird in dem Haus im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen nicht mehr zu sehen sein. Sie zeigt einen 80 Zentimeter großen Raubfisch, der an der Wasseroberfläche einen Flugsaurier aufgespießt hat. "Der Eigentümer wird uns dieses Exponat wegen der zu erwartenden Gesetzesänderung nicht mehr zur Verfügung stellen und aus Deutschland abziehen", sagte der wissenschaftliche Direktor des Museums, Martin Röper. Bei Kunsthändlern und Sammlern ist die Novelle des Kulturgutschutzgesetzes umstritten. Nach den Plänen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) soll künftig für die Ausfuhr von wertvolleren Kunstwerken auch im EU-Binnenmarkt eine Genehmigung notwendig sein. Bisher galt das nur für außereuropäische Länder. Fossiliensammler befürchten laut Röper, dass urzeitliche Funde ebenfalls als "national wertvolles Kulturgut" eingestuft werden und dafür dann die gleichen hohen Auflagen wie für teure Kunstwerke gelten. "Ein ganzes Hobby ist in Gefahr", sagte Röper.

Ein Sprecher des Bundeskulturministeriums in Berlin wies die Befürchtung zurück. Fossilien und paläontologische Objekte seien im Regelfall kein Kulturgut. Ob ein paläontologisches Einzelstück als "national wertvolles Kulturgut" eingestuft werde, werde auch künftig nach der seit 1955 geltenden Rechtspraxis geprüft. Die einzigen Fossilien, die nach diesen Kriterien bisher als Kulturgut anerkannt und in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes eingetragen wurden, sind dem Sprecher zufolge in Bayern gefundene Archaeopteryx-Versteinerungen.

Museumsdirektor Röper hat unter den Besitzern von urzeitlichen Exponaten dennoch einen "großen Vertrauensverlust in den Standort Deutschland" ausgemacht. "Sammler haben jetzt schon die Herausnahme weiterer wertvoller Stücke angekündigt und werden diese noch in diesem Jahr durchführen", betonte er. Solnhofen verliere damit weitere für das Museum wichtige Stücke.

© SZ vom 09.12.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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