FJS-Kult in der CSU:Goppel bremst Strauß-Fans aus

Lesezeit: 1 min

Einigen CSU-Größen kann es gar nicht schnell genug gehen, dass Franz Josef Strauß in die Walhalla kommt. Wissenschaftsminister Goppel fordert nun: Gemach!

Es war ein so gewaltiger Plan, eine Befreiung aus der Wachsfigurenkrise, in die Madame Tussauds die CSU gebracht hatte. Das britische Museum hatte in seiner Berliner Dependance den Politiker Franz Josef Strauß einfach als "Bösewicht" eingruppiert hatte. Nein, nicht Bösewicht sei der einstige bayerische Ministerpräsident gewesen, sondern ein Held, sagte CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer. Folglich will er diese Woche die Aufnahme der Strauß-Büste in die Walhalla beantragen, in den bayerischen Ehrentempel in der Nähe von Regensburg.

Gedenkstätte für große Deutsche: die Walhalla in Donaustauf bei Regensburg (Foto: Foto: dpa)

Doch wie das so ist in der großen CSU - ein wichtiger Parteifreund legt sich quer. Wissenschaftsminister Thomas Goppel ist gegen die Aktion. "In der Regel sind die Persönlichkeiten, die in die Walhalla kommen, von der Qualität von Strauß, aber schon ein klein wenig länger tot", erklärte der Christsoziale dem Münchner Merkur: "Ich hielte es nicht für glücklich, wenn wir uns in dieser Geschwindgkeit solche Entscheidungen abringen."

Formal muss eine große Persönlichkeit 20 Jahre tot sein, bevor sie zur Regensburger Hallenfigur werden kann. Strauß wird das Aufnahmekriterium bald erfüllen, er ist am 3. Oktober 1988 verstorben.

Andererseits haben die Geehrten in dem Denkmalsbau, der sich an dem germanischen Walhall orientiert, der Stätte der tapfersten gefallenen germanischen Krieger, in der Tat meist schon vor langer Zeit gelebt. Der Mathematiker Johann Carl Friedrich Gauß zum Beispiel, der zuletzt aufgenommen wurde, lebte von 1777 bis 1855. Für die Aufnahme bereits vorgesehen sind die Ordensfrau Edith Stein (1891 bis 1942) und der Dichter Heinrich Heine (1797 bis 1856). Am nähesten käme Strauß noch der einstige Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876 bis 1967), in dessen Kabinett der Bayer Minister war.

So wird die Ehrung des CSU-Übervaters wohl noch ein wenig dauern, und sicherlich werden sich noch manche in der CSU dazu äußern, womöglich auch Edmund Stoiber. Der wäre ja - in vielen Jahren - vermutlich auch ein Fall für Walhalla, wenn es nach der Partei geht.

© sueddeutsche.de/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: