FJS-Ausstellung im Stadtmuseum:Wie Stoiber am Ende doch noch seine Rede hielt

Eigentlich sollten die Bilder über den einstigen CSU-König Franz Josef Strauß im Mittelpunkt des Abends stehen. Doch dann beschäftigt die Gäste im Stadtmuseum vor allem eine Frage: Wo bleibt Festredner Edmund Stoiber? Über eine Ausstellung - und leichte Orientierungsschwierigkeiten eines ehemaligen Ministerpräsidenten.

Von Peter Fahrenholz

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(Foto: Robert Haas)

Irgendwie war für einen kurzen Moment alles so wie früher, und deswegen braucht diese Geschichte eine chronologische Ordnung.18.45 Uhr: Das Foyer im Stadtmuseum ist schon ziemlich voll, nur auf den reservierten Ehrenplätzen klaffen noch Lücken. Die Eröffnung der Ausstellung "Franz Josef Strauß - die Macht der Bilder" lockt viele Interessenten an. Am Schluss werden sich annähernd 400 Menschen in dem viel zu engen Saal, der eigentlich gar kein richtiger Saal ist, drängeln.

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(Foto: Robert Haas)

Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) wird später in seinem Grußwort sagen, wie gut es doch sei, dass die Stadt eine Renovierung des Stadtmuseums beschlossen habe. Denn danach wird dort mehr Platz sein. Schmid ist übrigens schon früh da. Vom eigentlichen Festredner Edmund Stoiber fehlt indes jede Spur. Aber das ist noch nicht weiter beunruhigend. Auch während seiner aktiven Zeit war Stoiber nie vor Beginn eines Termins da, es ging eher um die Frage, um wie viel er zu spät kommen würde. (von links: Max Josef Strauß, Edmund Stoiber, Josef Schmid)

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(Foto: Münchner Stadtmuseum)

18.55 Uhr: Die Ehrenplätze füllen sich, die Strauß-Söhne Max und Franz Georg sind da, viele alte Kämpen aus der Strauß-Zeit sitzen in den ersten Reihen. Edmund Stoiber ist noch nicht da. Ernst Litter, Wahlplakat "mit Strauß für Adenauer", 1953.

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(Foto: Archiv für Christlich-Soziale Politik)

19 Uhr: Die Veranstaltung sollte jetzt beginnen. Edmund Stoiber fehlt noch immer. Privataufnahme Nachlass Strauß 1975, ACSP

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(Foto: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung)

19.05 Uhr: Bei den Veranstaltern und der Politprominenz macht sich leichte Nervosität breit. Edmund Stoiber ist immer noch nicht da. Und viele der zumeist nicht mehr jugendlichen Gäste müssen stehen, die Stühle reichen nicht für alle aus. Titelseite des Kandidatenmagazins "Wie Sie ihn bisher nicht kannten!" von Franz Josef Strauß zur Bundestagswahl 1972

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(Foto: Robert Haas)

19.06 Uhr: Josef Schmid raunt Ursula Männle, der Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung zu: "Ich habe ihm eine SMS geschrieben."

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(Foto: Münchner Stadtmuseum, Archiv Stefan Moses)

19.07 Uhr: Ursula Männle hat Stoiber am Telefon erreicht. Bayerns ehemaliger Ministerpräsident ist schon ganz in der Nähe, hat aber offenbar leichte Orientierungsschwierigkeiten. "Wo die Synagoge ist, weißt ja, da gehst jetzt gegenüber in den Hof rein", hört man Männle sagen. "Wenn er jetzt richtig geht, kommt er durch den Hof rein", sagt Männle zu ihren Mitarbeitern. Vorsichtshalber werden Emissäre zu beiden Eingängen geschickt. Stefan Moses, Franz Josef Strauß aus der Serie "Es muss endlich gehantelt werden", 1964.

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(Foto: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung)

19.08 Uhr: Stoiber kommt durch den Haupteingang und kämpft sich durchs Getümmel nach vorne durch. Mit federndem Schritt stürmt er auf Männle und Schmid zu. "Mei, da kommt man ja mit dem Auto nicht her", sagt er. Es fällt einem das alte Zitat von Winston Churchill ein, der auf die Frage, was ihm denn nach dem Ende seiner Amtszeit am meisten gefehlt habe, erst lange überlegt und dann geantwortet hat: "Transportation." Titelseite des Kandidatenmagazin "Wie Sie ihn bisher nicht kannten!" von Franz Josef Strauß zur Bundestagswahl 1972.

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(Foto: Münchner Stadtmuseum)

Nach der Begrüßung durch Stadtmuseums-Vize Florian Dering ist Schmid mit dem Grußwort an der Reihe. Man hatte festgelegt, sich kurz zu fassen. Wenn Edmund Stoiber das Wort ergreift, kann schließlich keiner wissen, wann er es wieder hergibt. Ernst Volland, Fotomontageplakat "Die Rettung kommt aus den bayerischen Bergen", 1974.

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(Foto: imago)

19.25 Uhr: Stoiber geht ans Rednerpult. Spätestens jetzt weiß man: Nichts ist mehr wie früher. Stoiber hält eine lockere, witzige, selbstironische Rede über Strauß und dessen Verhältnis zu Bildern. Wer weiß, ob der Mann nicht noch im Amt wäre, wenn er schon immer so gut drauf gewesen wäre. Dieter Bauer Franz Joseph Strauss CSU Rally in Schwandorf , 1986

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(Foto: Münchner Stadtmuseum, Archiv Dimitri Soulas)

19.42 Uhr: Stoiber ist fertig. Früher hätte er sich da gerade erst warmgeredet. Die Ausstellung "Franz Josef Strauß. Die Macht der Bilder" ist im Münchner Stadtmuseum noch bis zum 2. August 2015 zu sehen. Dimitri Soulas, Franz Josef Strauß als Pilot, 1970.

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