Fichtelgebirge:Polizei nimmt Waldläufer fest

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  • Monatelang suchte die Polizei nach dem Waldläufer, einem Mann, der beinahe unentdeckt im Fichtelgebirge hauste.
  • Immer wieder brach er in Hütten ein und stahl Töpfe, Lebensmittel oder Kleidung.
  • Nun hat die Polizei den 61-Jährigen auf frischer Tat ertappt.

Von Olaf Przybilla, Wunsiedel

Polizisten aus Oberfranken waren in den vergangenen Wochen häufiger als sonst Pilze sammeln. Oder Mountainbike fahren im Wald. Das gehörte zur Fahndungsstrategie, sie suchten einen Mann, den die Ermittler als "scheu wie ein Reh" einstuften, wie es ein Polizeihauptkommissar aus Wunsiedel einmal formuliert hat. Einen Namen hatte er auch, die Polizisten nannten ihn den Waldläufer, weil er in den Wäldern im Fichtelgebirge hauste, allerlei Waldhütten, Fischerhütten und Gartenhäuser aufbrach und sich dort am Kühlschrank bediente. Seit neun Monaten ging das so. Jetzt ist der 61 Jahre alte Mann aus Tschechien erwischt worden. Wie man so sagt: auf frischer Tat.

Mehr als 90 Aufbrüche legt die Polizei dem Waldläufer zu Last, er soll dabei nicht richtig wertvolle Dinge entwendet haben. Aber eben doch Lebensmittel, Töpfe und Pfannen und den einen oder anderen Wollpulli. Was man eben so brauchen kann in der Waldeinsamkeit. Es ist offenbar so viel Material, dass die Ermittler immer noch damit beschäftigt sind, das gesamte mutmaßliche Diebesgut zu sichten und möglichen Einbrüchen zuzuordnen.

"Stellen Sie sich ein Lager vor wie bei Robinson Crusoe"

Wie sie es geschafft haben, den 61-Jährigen zu fassen, darüber wollen die Fahnder vorläufig noch nicht zu viel preisgeben, am Mittwoch will man die Sache etwas größer aufziehen. Unter anderem mit Bildern von dem Ort, an dem der Waldmensch hauste und letztendlich auch gefasst wurde. Direkt nachdem er erneut zur Tat geschritten war.

Ein bisschen lässt der Polizeisprecher aber schon raus, was man zu erwarten hat: "Stellen Sie sich ein Lager vor wie bei Robinson Crusoe." Mitten im Wald habe da ein Mann offenbar Monate lang von dem gelebt, was der Wald eben so hergibt: Naturalien, aber auch Dinge, die andere Leute in ihren Hütten deponiert haben. Und manchmal verköstigte er sich auch gleich am Ort: In einem Freibad-Kiosk machte er sich Tiefkühlschnitzel in der Mikrowelle heiß. Die Überwachungskamera zeigte einen älteren Herrn in Tarnklamotten, sich auf eine warme Mahlzeit freuend.

© SZ vom 14.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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