Erwin Huber:Das Mini-Comeback

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Er kann's nicht lassen: Nach seinem tiefen Fall nach den Landtagwahlen will Erwin Huber einen Ausschuss im Landtag leiten.

Katja Auer

Erwin Huber hätte gerne weitergemacht. Als CSU-Chef, als Finanzminister und nächstes Jahr dann als Bundesfinanzminister. Nun ist es bekanntlich anders gekommen. Weil die CSU die absolute Mehrheit verloren hat und weil der Parteivorsitzende nach so einem Wahldebakel nicht einfach im Amt bleiben kann, ist Erwin Huber jetzt nur noch einfacher Abgeordneter aus dem Stimmkreis 202 Dingolfing.

Soll wieder einen kleinen Karrieresprung machen: Erwin Huber (Foto: Foto: AP)

Alles in allem ein ehrenvoller Abgang, heißt es heute aus der CSU. Huber habe das Wohl der Partei in den Vordergrund gestellt und sich nicht an seine Ämter geklammert, loben auch die, die den Reisbacher nie für den richtigen CSU-Chef gehalten haben.

Dass er freilich zur Verfügung stünde, wenn er gebraucht werde, hat Huber aber immer betont. Und schon herrscht offenbar Bedarf: Huber will Sprecher des Arbeitskreises Wirtschaft in der CSU-Fraktion werden. Zwölf solcher Sprecher gibt es, beliebte Posten, weil ein AK-Sprecher auch gleich zum Ausschussvorsitzenden wird, wenn seine Partei das Gremium führt. Um Huber diesen kleinen Karrieresprung zu ermöglichen, will die CSU sogar ihre Prioritäten ändern.

Bisher galten vor allem der Haushalts- und der Innenausschuss als nicht verhandelbar. Nun soll lieber der Wirtschaftsausschuss gewählt werden, um Huber den Posten zu sichern. Nur noch sechs von zwölf Ausschüssen werden künftig von der CSU geführt, und die Reihenfolge, in der sich die Fraktionen ein Gremium auswählen, wird kompliziert berechnet. Demnach darf sich die CSU als erste und als dritte Fraktion einen Ausschuss aussuchen.

Am Mittwoch sollen die Arbeitskreis-Sprecher gewählt werden, und bis dahin ist noch viel zu besprechen. Schließlich gilt es, den Regionalproporz auch bei Fraktionsämtern zu wahren. Dass einer von den wenigen zu vergebenden Posten an Huber, 62, gehen soll, stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Vor allem jüngere Abgeordnete, die sich selbst profilieren wollen, sind nicht begeistert. Da werde die Fraktion zum Austragstüberl für pensionierte Minister, schimpft einer.

"Das sind wir der Mannschaft schuldig"

Gerade jetzt, da die CSU nur noch sechs Chefs in den Ausschüssen stelle, müsse doch kein 62-Jähriger diese Position bekommen. Andere würden Huber die Arbeit als Gegenspieler von FDP-Wirtschaftsminister Martin Zeil gerne gönnen, zumal es in der Fraktion wenige Wirtschaftsexperten gibt. Und man könne schließlich nicht erwarten, dass sich ein ehemaliger CSU-Chef einfach auf die Hinterbank zurückziehe, heißt es. Es müsse zur Normalität gehören, "dass einer den Weg auch zurückgehen kann", sagt etwa der Schwabe Georg Winter.

Huber selbst ist wieder einmal Parteisoldat, ganz wie man ihn kennt. "Ich stehe doch nicht außerhalb der Alltagsarbeit, nur weil ich im Kabinett war", sagt er. Ihm sei der Posten angetragen worden, und er sei bereit, ihn anzunehmen - "und mit Freude". Als Abgeordneter habe er sich schließlich für die parlamentarische Arbeit beworben, und nun wolle er sich gerne einbringen. "Das sind wir der Mannschaft schuldig", sagt Huber.

Einbringen will sich auch der geschasste Kultusstaatssekretär Bernd Sibler. Er hat ebenso wie der Oberfranke Alexander König Interesse am Amt eines Fraktionsvizes angemeldet. Das wird durch die Berufung von Helmut Brunner ins Kabinett frei.

© SZ vom 11.11.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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