Erfolg für Bayerischen Hausärzteverband:Schiedsstelle zwingt AOK in neuen Hausärztevertrag

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Der zähe Kampf zwischen den Hausärzten und der AOK Bayern hat nach monatelangen Verhandlungen ein vorläufiges Ende gefunden. Vor allem ältere Patienten und chronisch Kranke sollen vom neuen Hausärztevertrag profitieren. Der Bayerische Hausärzteverband ist zufrieden - doch der Vertrag wird für viele Ärzte eine bittere Pille sein.

Dietrich Mittler

Der zähe Kampf zwischen Bayerns Hausärzten und der AOK Bayern um einen neuen Hausärztevertrag hat ein vorläufiges Ende gefunden: Am Montag sprach die von den Hausärzten angerufene Schiedsstelle in München ein Machtwort. Die AOK Bayern, die sich bislang gegen einen neuen Hausärztevertrag gestellt hatte, muss nun unterschreiben. Vor allem für ältere Menschen, chronisch Kranke und Palliativpatienten soll der neue Vertrag Verbesserungen bringen.

Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, begrüßte, dass nach monatelangen Verhandlungen nun endlich ein Ergebnis vorliegt: "Der Schiedsspruch ist ein wichtiger Baustein, um die wohnortnahe hausärztliche Versorgung langfristig sicherzustellen", sagte Geis. Leider sei es nicht möglich gewesen, mit Bayerns mitgliederstärkster Krankenkasse auf dem Verhandlungsweg eine einvernehmliche Lösung zu finden - wie mit anderen Kassen auch. Immerhin hätten die Versicherten einen Anspruch auf einen Hausarztvertrag.

Die AOK Bayern betonte am späten Montagnachmittag, sie werde das Ergebnis "nach Vorliegen der Begründung umfassend bewerten". Die Kasse kann gegen den Schiedsspruch noch Widerspruch einlegen - allerdings hat dieser keine aufschiebende Wirkung.

Die AOK Bayern hatte ihren bestehenden Hausarztvertrag Ende 2010 gekündigt - als Gegenschlag gegen die geplante Revolte der bayerischen Hausärzte. Der Bayerische Hausärzteverband wollte seine gut 7000 Mitglieder dazu bewegen, geschlossen ihre Kassenzulassung zurückzugeben, um dann ihre Honorarforderungen gegenüber den Kassen notfalls auch per Streik durchzusetzen.

Diese Idee fand jedoch bei den Mitgliedern, die am 22. Dezember 2010 zu einer Großveranstaltung in Nürnberg zusammengekommen waren, keine Mehrheit. Dennoch kündigten im Gegenzug nahezu alle bayerischen Kassen ihre Hausarztverträge auf. In der Folge erlitten Bayerns Hausärzte drastische Honorareinbrüche - einige Praxen waren sogar in ihrer Existenz bedroht.

Der neue Hausarztvertrag mit der AOK wird für viele Ärzte dennoch eine bittere Pille sein. Die Grundpauschale beträgt gerade einmal 40 Euro. Besondere Leistungen wie Hausbesuche und Prävention werden extra honoriert. Allerdings soll eine Budgetregelung die Höhe der ärztlichen Einnahmen begrenzen. Beim alten, aufgekündigten Vertrag hatten die Hausärzte im Quartal noch 80 Euro pro eingeschriebenen Patient erhalten.

Auch bei Patienten war dieser Vertrag beliebt, befreite er sie doch weitgehend von Praxisgebühr. Ungefähr 2,6 Millionen AOK-Versicherte in Bayern hatten diese Vorteile genutzt. Nun müssen sich - so der Schiedsspruch - all diese Patienten wieder neu einschreiben.

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