Wissenswertes:Zahlen, Daten, Fakten

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Gabriele Gien und Günter Behnisch. (Foto: Regina Schmeken, dpa)

Namhafte Architekten verewigten sich auf dem Campus - ansonsten machte die Uni wiederholt mit Chaos in der Führung Schlagzeilen.

Von Martin Moser, Eichstätt

Wer eines des Eichstätter Uni-Gebäude betritt, muss jederzeit mit einer Gruppe von Architekturstudenten rechnen: Die sitzen etwa im Foyer des ehemaligen Waisenhauses, zeichnen dort die Konstruktion der Stahlstreben nach. Aus ganz Deutschland reisen sie an und besprechen, was man aus einem alten Gemäuer mit ein paar modernen Baustoffen so alles aus machen kann. Architektonisch betrachtet hatte die Uni mit ihren Gebäuden aus den Siebziger- und Achtzigerjahren richtig Glück. Betonbunker blieben ihr erspart, stattdessen engagierte man mit Karljosef Schattner einen sehr umtriebigen Leiter des Universitätsbauamts. Für den Neubau der Zentralbibliothek verpflichtete Schattner zum Beispiel Günter Behnisch, den Architekten des Münchner Olympiastadions.

Als in Eichstätt die Gebäude rund um den Campus entstanden, war die heutige "Katholische Universität" noch eine Gesamthochschule und setzte sich aus einer Philosophisch-Theologischen und einer Pädagogischen Hochschule zusammen. Ihren Status als Universität verdankt sie Josef Ratzinger, dem inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI. 1980 verhalf Ratzinger, damals noch als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, der Gesamthochschule zu ihrem heutigen Titel. Die Kirche hatte an der KU also von Anfang viel mitzubestimmen, obwohl die bayerischen Bistümer sie nur zu einem Viertel finanzieren. Den Rest bezahlt der bayerische Staat.

Vor allem bei der Neubesetzung der Uni-Spitze braucht es eine Zustimmung aus Rom. Unter anderem deswegen gerät die KU seit 2008 immer wieder in die Schlagzeilen. Von Führungschaos, Krisenserie und internen Grabenkämpfen ist die Rede: Zunächst passte der Kirche der bereits gewählte, aber privat in dritter Ehe verheiratete Präsident Ulrich Hemel nicht. Es folgten zwei Interimspräsidenten und ein Theologe, der erst hohe finanzielle Forderungen stellte und dann gar nicht antrat. Der nächste Interimspräsident eckte mit seinem Führungsstil dann derart an, dass man 2011 lieber einen US-amerikanischen Ordenspriester zum Präsidenten machte. Nach drei Jahren dankte aber auch Richard Schenk vorzeitig ab. Seither leitet die Professorin Gabriele Gien die Uni - zunächst ebenfalls als Interimspräsidentin, seit Mitte Juni in einer ordentlichen Wahl bestimmt. Die Studenten standen dem Führungschaos eher gelassen bis gleichgültig gegenüber. Zumindest bei den Studentenzahlen hat sich das andauernde Gezerre um die Präsidentschaft nicht bemerkbar gemacht.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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