Ebrach:Aufstand im Knast

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Gefangene randalieren in Ebrach und zünden Matratze an

Was am Dienstagabend zu einem Großeinsatz im Jugendgefängnis Ebrach (Landkreis Bamberg) geführt hat, ist Ermittlern und Anstaltsleitung auch am Tag danach noch nicht klar. Mehrere Gefangene, um die 20 Jahre alt, hatten in der Justizvollzugsanstalt (JVA) randaliert. 100 Polizisten rückten gemeinsam mit Rettungsdienst und Feuerwehr vor Bayerns größtem Jugendgefängnis an. Sogar eine schwer bewaffnete Spezialeinheit stand für alle Fälle im Treppenhaus, musste aber nicht eingreifen. Nach vier Stunden ließen sich auch die letzten die Häftlinge abführen und in ihre Zellen bringen, verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand.

Laut Ralf Hafner, stellvertretender Leiter der JVA, beschränkte sich der Vorfall am Dienstag auf eine Station mit 21 Einzelzellen. Dort gibt es einen Bereich, in dem sich die Gefangenen gemeinsam aufhalten können, bis sie um 21.15 Uhr einzeln eingeschlossen werden. 18 Insassen waren am Dienstag dort, überwiegend Deutsche. Die meisten sitzen wegen mehrerer Delikte - Körperverletzung, kombiniert mit räuberischer Erpressung und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz beispielsweise.

Um kurz vor neun sei einem Vollzugsbeamten aufgefallen, dass es auf der Station nach Feuer roch. Jemand hatte eine Matratze aus einer der Zellen herausgetragen und angezündet. Es kam zum Streit, der Vollzugsbeamte löste Alarm aus. Den Schilderungen von JVA und Staatsanwaltschaft zufolge war die Lage anfangs unübersichtlich. Droht eine Gefangenenmeuterei, soll das Gebäude in Brand gesetzt werden?

Letztlich stellte sich die Situation als weniger gefährlich heraus als befürchtet. Das Feuer produzierte viel Rauch, ging aber von alleine aus. Von den Häftlingen waren laut Anstaltsleitung nur sieben an den Vorfällen beteiligt. Sie sollen unter anderem Essen gegen die Wand geworfen, eine Kloschüssel, eine Sicherheitstür und eine Kamera kaputt geschlagen haben. Außerdem verursachten sie mit aufgedrehten Duschen eine Überschwemmung, bis die Gefängnisleitung den Hauptwasserhahn abdrehte. Hafner schätzt den Schaden auf mehrere 10 000 Euro. Die betroffene Station sei derzeit nicht nutzbar, die JVA hat die Gefangenen auf andere Haftanstalten verlegen lassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Sachbeschädigung und Verdacht auf versuchte Brandstiftung, Gefangenenmeuterei und Nötigung.

Die JVA mit 312 Haftplätzen ist in einem ehemaligen Kloster untergebracht. Nach Ebrach kommt, wer zwischen 17 und 24 Jahren alt ist und zu mindestens drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde oder ein Wiederholungstäter ist.

© SZ vom 11.05.2017 / henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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