So unterschiedlich die lokale Ausgangssituation und so verschieden die Charaktere der Kandidaten bei den Bürgermeisterwahlen auch waren, ein Trend zeichnet sich ab: Die Wähler brechen auf kommunaler Ebene aus der alten Konstellation Schwarz (CSU, Freie) gegen Rot (SPD) aus. Sie geben Grünen und sogar den Piraten ihre Stimme, wenn sie die Kandidaten der früheren Volksparteien zu langweilig finden.
Am meisten kommt das den Grünen zugute, die jetzt auch in den Städten außerhalb Münchens eine ernstzunehmende politische Kraft sind. In Landsberg, Freising und selbst Bad Reichenhall haben sie es in die Stichwahl geschafft und dabei Bewerber der großen Parteien hinter sich gelassen. In Landsberg profitierte der Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann natürlich vom Finanzskandal in der Stadtverwaltung. Einen Namen hatte er sich aber in München und Oberbayern schon zuvor gemacht durch seinen harten und konsequenten Kurs gegen die Olympia-Bewerbung.
In Freising half dem Grünen Sebastian Habermeyer das alles bestimmende Thema in der Domstadt, der Kampf gegen die dritte Startbahn. Ihm nutzte aber auch, dass CSU und SPD sich selbst im Wege standen. Die Christsozialen spalteten sich im Vorwahlkampf in zwei Lager. Die wackere SPD-Kandidatin Eva Bönig musste gegen einen Ude-Malus kämpfen: Sie selbst ist in Freising geschätzt, ihre Partei aber offenbar im Flughafen-Umland nicht mehr wählbar, solange sie mit einem dezidierten Startbahn-Befürworter in die Landtagswahlen zieht.
Udes Kandidatur und sein teilweise selbstherrliches Auftreten kann im Münchner Norden zum Fluch statt zum Segen für die SPD werden. Sie muss nun auch die Piraten-Partei fürchten: Wenn deren Kandidat in Landsberg schon fast acht Prozent schafft, was können die Piraten dann erst in München erreichen?