Domjubiläum in Franken:Bambergs Superdom

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Kaiser Heinrich II. setzte sich vor tausend Jahren mit dem Bau der Kathedrale ein Denkmal. Noch heute zählt der Bamberger Dom zu den wichtigsten Kulturschätzen Bayerns, der jedes Jahr Million Touristen anzieht.

Katja Auer, Bamberg

Er muss ein rechter Sturkopf gewesen sein, Heinrich, oder einfach ein guter Diplomat. In Bamberg einen Dom zu bauen, das hatte er sich in den Kopf gesetzt - und damit schon Jahre vor der Bistumsgründung angefangen. Auf den Fundamenten der Babenburg, was die Besonderheit erklärt, dass der Bamberger Dom keine Ost-West-Ausrichtung hat. Heinrich hat es hingekriegt, der Bau ging voran, und für sein neues Bistum, das 1007 erhoben wurde, trotzte er dem Würzburger Bischof große Stücke ab.

1000 Jahre Bamberger Dom
:Papstgrab, Fürstenportal und Bamberger Reiter

Papstgrab, Fürstenportal und Bamberger Reiter

Am 6. Mai 1012 schließlich, an seinem 39. Geburtstag, lud der König und spätere Kaiser Heinrich II. nach Bamberg zur Weihe der ersten Kathedrale an der Regnitz. Als Patrone wurden die Gottesmutter Maria und die Heiligen Petrus und Georg gewählt. 45 Bischöfe aus dem ganzen Reich kamen nach Bamberg, mehr waren es bei keiner anderen Domweihe jener Zeit.

1000 Jahre später feiert Bamberg das Jubiläum mit einem vergleichbar großen Auflauf. Erzbischof Ludwig Schick feiert am Sonntag einen Gottesdienst, und eingeladen sind die Nachfolger all jener Bischöfe, die damals auch dabei waren. Und der Ministerpräsident.

Unter Heinrich und Kunigunde erlebte Bamberg eine Blütezeit. Zum Abbild Roms sollte die Stadt werden, die sieben Hügel waren schon da, um die prunkvolle Ausstattung des Doms und anderer Kirchen kümmerte sich das Kaiserpaar. Dennoch, von Heinrichs Dom sind heute nur ein paar Fundamentmauern übrig. 1081 zerstörte ein Brand die kostbare Innenausstattung der Kathedrale, und 1185 wütete ein Großbrand derart, dass wohl nur der Westteil halbwegs erhalten blieb und soweit hergerichtet wurde, dass darin Gottesdienste gefeiert werden konnten.

Auch der zur Heiligsprechung der Kaiserin Kunigunde 1200. Noch so ein Großereignis in Bamberg. Heinrich war bereits 1147 heiliggesprochen worden. Unter Bischof Eckbert von Andechs-Meranien wurde 1237 der neue Dom geweiht, zum Gedenken an Heinrich wiederum am 6. Mai. Da kamen allerdings nur vier Bischöfe.

"Moden, wenn sie so wollen"

Der Dom, wie er heute da steht, ist jener aus dem 13. Jahrhundert. Während der Bauzeit veränderten sich die Baustile, so ist der Ostchor noch spätromanisch während an den Westtürmen die Einflüsse der französischen Gotik zu erkennen sind. "Moden, wenn sie so wollen", sagt Wolfgang Redding, der Kurator der Sonderausstellung, die von diesem Wochenende an im Diözesanmuseum direkt neben dem Dom zu sehen ist.

Und Moden hat die Kirche noch viele erlebt. Im 17. Jahrhundert zum Beispiel, als alle Altäre barockisiert wurden. Was König Ludwig I. im 19. Jahrhundert schließlich rückgängig machen ließ. "Es ist mir schon früher bey dem Besuche der erzbischöflichen Metropolitan-Kirche zu Bamberg unangenehm aufgefallen, dass dieses herrliche, große Denkmal des teutschen Baustils einige Verunstaltungen und Renovationen erhalten hat, welche dem Kunstsinne widerstreben", schrieb der König an den damaligen Erzbischof.

Seine gewünschte Purifizierung verlief dann auch recht radikal. Die barocken Altäre wurden abgebrochen, alle Ausmalungen des Doms bis auf den Stein abgewaschen. Dabei lag der bayerische Regent allerdings falsch mit seiner Vermutung, die Bamberger Kathedrale damit in ihre ursprüngliche Gestalt zurückzuversetzen, denn im Mittelalter war die Kirche ausgemalt. 1837 wurde der leergeräumte Dom wieder eingeweiht - allerdings ohne den König und seine Verwandtschaft. Ludwig I. hatte da offenbar schon das Interesse verloren.

1000 Jahre Bamberger Dom
:Papstgrab, Fürstenportal und Bamberger Reiter

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Aber auch in jüngster Zeit gab es Diskussionen um die Ausstattung des Doms. Zuletzt um die zurzeit farblosen Kirchenfenster, die zum Bistumsjubiläum 2007 eigentlich durch bunte Fenster hätten ersetzt werden sollen - wie es auch im Mittelalter war. Nach einem Künstlerwettbewerb und vielen Verwerfungen im Domkapitel - dem Hausherrn der Kathedrale - ist es dazu allerdings bis heute nicht gekommen. Nur die Folien, auf denen die Entwürfe zu sehen sind, die kleben immer noch an den Fenstern.

Der Bamberger Dom wird 1000 Jahre alt. Das Festjahr will der Erzbischof nutzen, um den Touristen zu zeigen, dass Bamberg mehr bietet als Rauchbier und deftiges Essen. (Foto: dapd)

Erzbischof Ludwig Schick gefällt der Dom in seiner Schlichtheit. Oft setze er sich einfach hinein, und immer entdecke er etwas Neues, erzählt Schick, der seit 2002 Erzbischof von Bamberg ist. "Da fühle ich mich zum Himmel emporgehoben", sagt er.

Die eine Million Touristen, die jedes Jahr den Dom besuchen, sind nicht alle so andächtig. Manchem Bamberger wird es schon zu viel, und während der Gottesdienste am Wochenende muss gar eine Absperrung die Besucher am unbekümmerten Besichtigen während der Messen hindern.

Das Festjahr will Schick nun nutzen, um die Besucher zu Pilgern zu machen und ihnen zu zeigen, dass Bamberg mehr biete als Rauchbier und deftiges Essen. Zwar werde die Kirche aus Stein gefeiert, aber das solle dazu führen "eine Kirche aus lebendigen Steinen zu werden", sagt Schick.

© SZ vom 05.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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