Dillingen:Früherer Atom-Manager unter Mordverdacht

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Ein 66-Jähriger aus Dillingen soll seine Frau erschlagen haben - angeblich hat es in der Ehe gekriselt. Bei dem Verdächtigten handelt es sich um einen ehemaligen Direktor des Atomkraftwerkes Gundremmingen.

Stefan Mayr

Es war ein doppelter Schock für die Bürger der schwäbischen Kreisstadt Dillingen: Zunächst machte die Nachricht die Runde, dass am Mittwoch ein Mann im Ortsteil Schretzheim seine Ehefrau erschlagen haben soll. Einen Tag später sickerte durch, dass der mutmaßliche Täter nicht irgendein Bewohner des 18.000-Einwohner-Ortes sein soll: Es handelt sich um einen ehemaligen Direktor des Atomkraftwerkes Gundremmingen.

Obgleich er als Top-Manager in der Kernenergie-Branche Stress-Situationen gewohnt sein müsste, verlor der 66-jährige Ruheständler am Mittwoch offenbar die Beherrschung über seine Emotionen. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord weist die Leiche seiner 55-jährigen Ehefrau am gesamten Körper massive Blutergüsse auf - auch am Kopf.

Ich bin immer noch schockiert", sagt Dillingens Dritter Bürgermeister Walter Fuchsluger, der in der Kreisstadt derzeit die Geschäfte führt, auch zwei Tage nach dem Familiendrama. Sein Gundremminger Amtskollege Wolfgang Mayer zeigt sich ebenfalls fassungslos: "Er war immer sehr umgänglich, so etwas hätte ich ihm nie zugetraut." Als Geschäftsführer des Kernkraftwerks habe er sich stets "sehr korrekt" verhalten, so Mayer: "Bei ihm galt ein Handschlag wie ein Vertrag."

Nach Angaben der Polizei rief der Ex-Manager am Mittwochmittag selbst bei der Polizei an und teilte mit, dass seine Frau regungslos am Boden liege. Als der Notarzt in der Villa mit Swimming Pool und Wasserbrunnen ankam, konnte er nur noch den Tod feststellen. Die Polizisten erkannten die zahlreichen Blutergüsse und hielten zudem einen Treppensturz für unwahrscheinlich, da die Leiche oberhalb einer Treppe vorgefunden wurde. Der Hausherr räumte schnell ein, dass er mit seiner Frau zuvor einen massiven Streit gehabt habe. Er wurde daraufhin festgenommen, einen Tag später erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl. Bei der Vernehmung machte der mutmaßliche Täter zum Geschehen keine Angaben mehr. Wie die Polizei weiter berichtet, ergab die Obduktion, dass die Frau an "massiven inneren Blutungen" starb.

Die Augsburger Allgemeine berichtet, es sei im Ort bekannt gewesen, dass es in der Ehe des Paares gekriselt habe. Angeblich wollte das Opfer ihren Ehemann verlassen, womit sich dieser womöglich nicht abfinden wollte. Zu diesen Berichten sagt Gundremmingens Bürgermeister Mayer, der auch die Ehefrau persönlich kannte: "Für mich ist das nicht nachvollziehbar." Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder.

Die Familie lebte in ihrem eingezäunten und von hohen Hecken umwachsenen Anwesen stets sehr zurückgezogen. Nachbarn berichten, die Eheleute seien "freundlich", aber auch "abgeschottet" gewesen. Dies bestätigt auch Dillingens Dritter Bürgermeister Fuchsluger, der selbst in Schretzheim aufgewachsen ist: "Ich bin überzeugt, dass viele Schretzheimer nicht einmal den Namen der Familie kennen, obwohl sie schon mehr als 20 Jahre hier lebt."

Der Manager war mehr als zwei Jahrzehnte für das Kernkraftwerk Gundremmingen tätig, das Werk wollte sich zu dem Fall nicht äußern.

© SZ vom 03.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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