Die Sorglosen:4500 Euro

Lesezeit: 1 min

Wie ein Ehepaar auch im Alter seinen Lebensstandard wahrt

Von Jacqueline Lang

Das Gefühl, sparen zu müssen, hat Herbert Moser* nicht. Der 69-Jährige ist aber sowieso eher der sparsame Typ. Gemeinsam mit seiner Frau lebt Moser in einem kleinen Ort nahe Ingolstadt. Monatlich kommen die beiden auf knapp 4500 Euro Rente - davon können andere nur träumen. Moser hat Industriekaufmann gelernt und ein Medizinstudium begonnen, das er unterbrach, als das erste Kind kam. Er hat es später nie beendet. "Damals wurde das Geld knapp, und ich wollte meiner Frau nicht auf der Tasche liegen", sagt Moser. Bis zur Rente hat er dann in der Marketingabteilung eines großen US-amerikanischen Unternehmens gearbeitet, seine Frau als Krankenschwester.

"Es bleibt nichts übrig am Ende des Monats", sagt Moser. Das muss es aber auch nicht, denn die Mosers leben sparsam. Größere Investitionen wie den Flachbildfernseher haben sie sich zugelegt, als sie beide noch berufstätig waren. Unterbewusst hätten sie damals schon für das Alter vorgesorgt und stets weniger ausgegeben, als sie eingenommen hätten, sagt er. Das Haus in dem sie leben, haben sie abbezahlt. Das sei eine große Erleichterung. "Ich staune immer noch über meine damalige Risikobereitschaft", sagt Moser. Heute würde er sich eine solche Investition zweimal überlegen.

"Wir schauen nur am Ende des Monats auf unser Konto", sagt Moser. Der Kontostand sei dann immer der gleiche: Es werde weder mehr noch weniger. Moser muss sich trotzdem nie überlegen, ob er sich etwas leisten soll oder nicht. Ein Theaterbesuch oder essen gehen, das ist bei der Rente immer drin. Von dieser Freiheit machen die Mosers aber nur selten Gebrauch. "Ich würde das nicht als Geiz bezeichnen, aber manche Sachen verkneife ich mir einfach", sagt der Mann, der seit vier Jahren in Rente ist.

Wenn er sich die nachfolgende Generation anschaut, dann glaubt Herbert Moser, dass er Glück gehabt hat. Sein Sohn und dessen Frau kämen mit zwei Gehältern jetzt schon kaum über die Runden. Ihn finanziell unterstützen, das will er aber trotzdem nicht: Die Rente reiche für ihn und seine Frau, um gut zu leben, aber für noch eine Familie reiche sie nicht.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: