Kratzers Wortschatz:"La Brass Banda" hat beim Yogakurs geheult

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Im Bairischen gibt es Synonyme für weinen, die bis ins Althochdeutsche zurückreichen. Greinen zum Beispiel, ein Wort, das auch im Namen Gründonnerstag steckt.

Greinen

Der Musikant Stefan Dettl hat vor wenigen Tagen im Radio erzählt, seine Kapelle La Brass Banda habe einmal in einem Yoga-Kurs gespielt. "Ganz ruhig, meditativ, schöne Brass-Klänge", sagte er. Schon bald hätten die Menschen geweint und Emotionen losgelassen, "und wir hamm dann aa mitgread!", gab er zu. Eine berührende Geschichte, die zudem ein sprachliches Zuckerl beinhaltet. Nämlich das wundersame Partizip gread, das Dettl aus den Tiefen des Dialekts herausgezogen hat. Es könnte vom Verb röhren (rearn) herstammen, das manchmal statt weinen verwendet wird. Aus österlicher Sicht könnte man stattdessen aber auch das Verb greinen heranziehen, das ebenfalls als Synonym für weinen bekannt ist. Viele Dichter haben es verwendet. In Lena Christs "Lausdirndlgeschichten" ist beispielsweise zu lesen: "Großvater! Was greinst denn a so?" Auch Oskar Maria Graf schmückte damit seinen Roman "Das Leben meiner Mutter": "Lass sie greinen und keifen!" Greinen geht wohl auf das mittelhochdeutsche grinen zurück (den Mund verziehen, weinen). Auch im Gründonnerstag, der jetzt bevorsteht, steckt das Wort greinen. Grüne Kräuter spielen zwar an diesem Tag eine zentrale Rolle, seinen Namen aber verdankt dieser Tag trotzdem dem alten Verb greinen. Es ist ein Tag des Weinens und der Trauer, weshalb Orgelschall und Glockengeläut am Gründonnerstag verstummen.

Wasserschifferl

Kürzlich ging es in dieser Kolumne um den Wassergrand. Mehrere Leser wiesen ergänzend darauf hin, dass das im Herd integrierte Grandl auch Schifferl oder Wasserschifferl hieß. Richard Unterauer schwärmte davon, dass dieses Schifferl während der Kochzeit immer warmes Wasser lieferte. Die dort enthaltenen Mineralien aber lagerten sich an den Wänden ab, weshalb das abgestandene Wasser immer weicher wurde. "Von abgestandenem Bier sagte man deshalb auch, es schmecke leer wia a Grandlwasser", schrieb Unterauer.

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