CSU:Vorwärts im Stimmungstief

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Nach den schlechten Umfragewerten heißt die Strategie der CSU: Gesundbeten. Doch hinter all der Zuversicht rumort es in der Parteizentrale gewaltig.

Katja Auer

Im Gesundbeten haben die CSU-Oberen mittlerweile durchaus Übung. Erst nach den Verlusten bei den Kommunalwahlen, als Parteichef Erwin Huber seine CSU in "sehr guter Verfassung" sah. Nun also wieder nach den jüngsten Umfragen, wonach die CSU klar unter 50 Prozent liegt.

(Foto: Foto: www.seyboldtpress.de)

Nur noch 48 Prozent Zustimmung ermittelte infratest dimap, vier Prozentpunkte weniger als beim letzten Bayern-Trend im Januar; 44 Prozent waren es gar nur beim Radiosender Antenne Bayern.

Und die CSU-Spitze? Sie will das einfach nicht glauben. Als "unseriös" hatte Generalsekretärin Christine Haderthauer die Antenne Bayern-Umfrage abgetan, die neuen Zahlen zeigten viel mehr, "dass es keine überzeugende Alternative zur CSU in Bayern gibt".

Fraktionschef Georg Schmid kommentierte ebenfalls mit unerschütterlichem Optimismus: "Die CSU hat bald wieder 50 Prozent plus X."

Hinter all der Zuversicht rumort es in der Parteizentrale anscheinend jedoch gewaltig. Am Mittwoch hatte Haderthauer in der CSU-Landesleitung überraschend verkündet, dass sowohl ihr Bürochef Christian Hügel als auch Hubers Büroleiter Gerhard Tropp neue Aufgaben bekommen. Hügel wechselt in die neu gegründete Abteilung "Planung und Strategie", die den Wahlkampf koordinieren soll.

Es wird zwar heftig bestritten, dass die Personalien eine Folge des Stimmungstiefs sind, in dem sich die CSU befindet. Trotzdem dürften Hubers katastrophale Zustimmungswerte, die laut infratest dimap derzeit bei nur 28 Prozent liegen, in der CSU angesichts der bevorstehenden Landtagswahl Unbehagen auslösen.

Noch aber funktioniert der Kreuther Geschlossenheits-Beschluss und kaum einer will den durch öffentliche Kritik am Parteichef gefährden. Huber bekam sogar Unterstützung von seinem Vor-Vorgänger Theo Waigel, der in einem Zeitungsinterview Edmund Stoiber eine Teilschuld an den jüngsten Misserfolgen gibt. Der frühere Ministerpräsident und CSU-Chef habe seinen Nachfolgern während der neunmonatigen Abschiedsphase keine Gelegenheit zur eigenen Profilierung gelassen, sagte Waigel.

Stoibers Antwort kam postwendend. Zwar wollte er Waigels Vorwürfe nicht kommentieren und auch zu den schlechten Umfragewerten sagte er nichts. Allerdings ließ er ein paar Vergleichsdaten verteilten, wonach die CSU in den diversen infratest-Umfragen seit Stoiber Rückzug aus seinen Ämtern um zehn Prozentpunkte gesunken ist.

So erreichte die CSU im Juli 2007 noch 58 Prozent. Ein schadenfrohes Grinsen dürfte Stoiber bei einer anderen Zahl übers Gesicht gehuscht sein: Während vor neun Monaten noch 69 Prozent der Bürger Bayerns mit Stoibers Arbeit zufrieden waren, sind es heute nur 48 Prozent mit Ministerpräsident Günther Beckstein und lediglich 28 Prozent mit Huber.

Horst Seehofer schneidet besser ab als sein ehemaliger Konkurrent um den CSU-Vorsitz und erhält ebenfalls 48 Prozent Zustimmung.

Dass es richtig ernst wird für die CSU, zeigt noch ein anderer Wert: Am beliebtesten unter den Unionspolitikern in Bayern ist überhaupt kein CSUler. Es ist Bundeskanzlerin Angela Merkel.

© SZ vom 03.05.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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