CSU vor der Landtagswahl:Die neue Bayernpartei

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Nach dem "politischen Kreuzzug" gegen Links, hat die CSU einen neuen Gegner ausgemacht: die FDP. Zum Wahlkampffinale umgarnen die Christsozialen den Mittelstand.

Kassian Stroh

Mag auch nicht alles optimal laufen im Wahlkampf der CSU - an einem mangelt es ihr nicht: an Wahlslogans. Für die Endphase präsentierten CSU-Chef Erwin Huber und Spitzenkandidat Günther Beckstein am Mittwoch eine neue Parole, die dritte schon. Nach "Stolz auf Bayern" und "Für ein starkes Bayern" plakatieren die Christsozialen nun "Bayern wählen!".

Das Führungstandem Erwin Huber (links) und Günther Beckstein haben keinen Plan B, wenn die CSU doch unter die 50-Prozent-Marke rutschen sollte. (Foto: Foto: ddp)

Dieses Motto solle bei dieser "Richtungswahl" deutlich machen, dass nur wegen der CSU "eine bayerische Partei bei den Berliner Koalitionsrunden mit am Tisch" sitze, sagte Huber. Beckstein ergänzte: "Die Politik in Bayern darf nicht von Parteizentralen in Berlin bestimmt werden, die hier nur ihre Filialen haben." Nur die CSU könne bayerische Interessen adäquat vertreten - diese Botschaft will sie nun mit einer nie dagewesenen Mobilisierungsoffensive bis zum Wahltag in gut zwei Wochen allen Bürgern persönlich nahebringen.

Still und leise hat die CSU dabei einen Strategiewechsel im Wahlkampf eingelegt. Vor drei Wochen noch predigte Huber den Höllen-Wahlkampf gegen alle Gefahren von links, was im Begriff des "politischen Kreuzzugs" gipfelte. Am Mittwoch waren Huber die Linke und die angeblich mit dieser kooperationswillige SPD nicht einen Satz mehr wert. Beckstein streifte das Thema nur am Rande.

Nein, die CSU hat einen neuen Gegner ausgemacht: die FDP. Vor allem eine (nicht repräsentative) Befragung mittelständischer Unternehmer hat die CSU beunruhigt. Danach wünschen sich 41 Prozent eine CSU/FDP-Koalition, nur 22 Prozent die weitere Alleinregierung. Dies spiegelt sich auch in den guten Umfragewerten für die Liberalen wider - denen die CSU-Spitze nun den Kampf ansagen will.

Den Einsatz für Steuersenkungen, für Sonderrechte Bayerns und seiner Ärzte bei der Gesundheitsreform, vor allem den Kampf um eine mittelstandsfreundliche Erbschaftsteuerreform - all das referierte Huber als Belege dafür, dass nur die CSU die Interessen des Mittelstands vertrete. Beckstein ergänzte diese Liste und führte seinen Einsatz für Einzelhändler, Apotheker, Architekten und - zur Sicherheit gleich noch einmal - die Ärzte an.

Also genau jene Berufsgruppen, bei denen die FDP der CSU das Wasser abzugraben scheint. "Wir sind die Partei des Mittelstands", hielt Beckstein dagegen. Namentlich freilich erwähnte er diesen Gegner nur an einer Stelle, als er davor warnte, mit ihrer liberalen Haltung in Fragen der inneren Sicherheit würde die FDP hier "sehr schnell die Spitzenstellung Bayerns in Frage stellen".

Einen gelösten Eindruck machten Huber und Beckstein bei der Präsentation ihrer Schlussoffensive wahrlich nicht. Tiefe Furchen in den Gesichtern kündeten von der Sorge, der Mobilisierungsschub der eigenen Anhänger könnte ausbleiben - zumal die jüngste Umfrage die CSU nur bei 49 Prozent sah. Beckstein legte für sich die Messlatte auf 50 Prozent, an alles andere verschwende er "keinen Gedanken".

Auch Huber beteuerte, es gebe keinen "Plan B" für den Fall einer Niederlage, in den CSU-Gremien zumindest. Dann schob er nach: "Wenn es Einzelne in der CSU gäbe, die daran arbeiteten, würden sie auf die Nase fallen."

© SZ vom 11.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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