CSU:Sündenbock Ramsauer

Nach dem schlechten Wahlergebnis braucht die CSU Sündenböcke. Einer davon könnte Landesgruppenchef Peter Ramauser sein. Ganz unschuldig wäre er nicht.

Peter Fahrenholz

Dass sich die Solidarität nach Wahlniederlagen meist in Grenzen hält, hat Erwin Huber, der glücklose Kurzzeit-Parteichef der CSU, vor Jahren auf eine treffende Formel gebracht: "Der Sündenbock ist kein Herdentier."

Auch nach den schweren Verlusten bei der Bundestagswahl, die der CSU endgültig vor Augen geführt haben, dass die Zeiten von "50 plus X" womöglich für immer vorbei sind, werden Sündenböcke gebraucht. Einer von ihnen ist CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer.

Das ist einerseits ungerecht, denn Ramsauer war zwar der CSU-Spitzenkandidat, Hauptverantwortlicher für den missglückten Wahlkampf war jedoch Parteichef Horst Seehofer. Dessen Attacken auf die FDP haben den Liberalen genutzt und die eigenen Anhänger verunsichert.

Andererseits hat sich Ramsauer aber auch selbst zuzuschreiben, dass er zur Zielscheibe der Kritik geworden ist. Als Spitzenpolitiker ist er von einer verblüffenden Ehrgeizlosigkeit, die von vielen zu Recht als Schwäche empfunden wird.

Vor zwei Jahren wollte er nicht Vorsitzender des größten und einflussreichsten CSU-Bezirks Oberbayern werden, gegen einen Wechsel ins Kabinett hat er sich stets gesträubt. Stattdessen ist der smarte Baron zu Guttenberg an ihm vorbeigezogen. Der war auch im Wahlkampf das Gesicht der CSU. "Wer Guttenberg will, muss CSU wählen", stand auf den Plakaten. Eine Ohrfeige für den eigenen Spitzenkandidaten.

Die CSU zieht jetzt mehrfach geschwächt in die Koalitionsverhandlungen. Das Wahlergebnis ist deprimierend, der Parteichef angeschlagen, der Landesgruppenchef ebenso. Ein Guttenberg allein reicht nicht, um diese Schwächen zu bemänteln.

© SZ vom 30.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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