CSU-Parteitag in Nürnberg:Fürchtet die Kanzlerin!

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Die Kanzlerin als Übermutter: Merkels Auftritt auf dem CSU-Parteitag machte vor allem deutlich, wer in der Union unangefochten das Sagen hat.

Birgit Kruse

Schon zu Zeiten von Helmut Kohl hatte die CSU immer wieder gegen den breiten Vorsitzenden gestänkert. Um dem Kanzler von der CDU dann auf ihren Parteitagen immer wieder zu Füßen zu liegen. Doch so deutlich wie jetzt ist noch nie klar geworden, wer in der Unionsfamilie das Sagen hat.

Im Jubel für Merkel kam die Sehnsucht der CSU nach starker Führung zum Ausdruck. (Foto: Foto: dpa)

Angela Merkel hat es nicht nur mit wenigen Worten geschafft, die Delegierten der Schwesterpartei um den Finger zu wickeln. Sie hat der CSU auch den Unterschied zwischen Bundes- und Regionalliga deutlich gemacht.

Im Jubel für Merkel kam die Sehnsucht der CSU nach starker Führung zum Ausdruck. Denn die ist genau das, was der Partei fehlt, seit sie Edmund Stoiber vom Thron gestoßen hat.

Sicher, die CSU hat sich gefreut, dass es auf diesem Parteitag nicht zum offenen Streit um die Pendlerpauschale gekommen ist. Bürgerliche Wähler schätzen es, wenn es harmonisch zugeht. Sie mögen nicht, wenn im eigenen Lager gestritten wird. Für die Landtagswahl im Herbst kann der gerade noch rechtzeitig gewahrte Burgfrieden deshalb durchaus Pluspunkte bringen.

Aber auf lange Sicht ist die so bereitwillig, geradezu dankbar erfolgte Unterwerfung unter die Kanzlerin Gift für die CSU. Sie macht sich damit selber klein, noch kleiner als sie tatsächlich ist. Damit droht sie, auf Bundesebene weiter an Einfluss zu verlieren. Auch für die immer wieder beschworene Eigenständigkeit der Partei kann das auf längere Sicht nur große Probleme aufwerfen.

Merkels Auftritt vor dem CSU-Parteitag war für die Christsozialen deshalb wie ein Danaergeschenk - sie müssen die Kanzlerin fürchten, gerade, wenn sie ihnen ihr Lächeln schenkt. Kein Wunder, dass CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla äußerst zufrieden aus Nürnberg abreiste.

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