CSU-Parteitag:Aigners Kandidat

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Der CSU-Parteitag wird auch für Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aiger überaus spannend: Die Chefin der Oberbayern-CSU legt sich für Partei-Vize Peter Ramsauer ins Zeug - wird der abgewählt, ist auch sie beschädigt.

Mike Szymanski

Der CSU-Parteitag am Freitag und Samstag wird auch für Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aiger überaus spannend. Im Juli erst hat der mächtigste Bezirksverband in der Partei, die CSU-Oberbayern, Aigner zu seiner neuen Chefin gewählt. Wenige Wochen später muss die 46-Jährige womöglich am Samstag die erste Niederlage einstecken: Sie schickt ihren Berliner Kabinettskollegen, Verkehrsminister Peter Ramsauer, in eine Kampfabstimmung gegen Peter Gauweiler um einen der vier Stellvertreterposten im Parteivorstand. Unterliegt Ramsauer, wofür einiges spricht, schwächt dies auch Aigner.

Ilse Aigner ist erst seit Juli Vorsitzende der Oberbayern-CSU. (Foto: dapd)

Mit seiner überraschenden Ankündigung, ebenfalls einer von Horst Seehofers Stellvertretern werden zu wollen, wirbelt Gauweiler das sorgsam ausgewählte Personaltableau noch einmal gehörig durcheinander.

Mit Justizministerin Beate Merk, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Peter Ramsauer und Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt bewerben sich jetzt fünf Politiker um vier Plätze. Gauweiler hat Ramsauer ins Visier genommen, weil er aus Rücksicht auf die Frauenquote und auf den Regionalproporz weder gegen die Frauen noch gegen den Franken Schmidt antreten will. Als profilierter EU-Skeptiker bekommt der Bundestagsabgeordnete aus München viel Zuspruch.

Ramsauer dagegen ist wegen seiner großspurigen Art nicht sonderlich beliebt. Aigner ist die einzige, die sich wirklich für Ramsauer ins Zeug gelegt hat. "Peter Ramsauer hat in Berlin als Verkehrsminister schwierige Aufgaben vor sich und braucht die Unterstützung der gesamten CSU", wirbt sie im Gespräch mit der SZ für ihren Kandidaten. Sie räumt ihm auch gute Chancen ein, weil viele in der Partei das mittlerweile begriffen hätten.

Ein Scheitern bei der Vorstandswahl würde Ramsauer in Berlin als Zeichen der Schwäche ausgelegt. Aigner macht, was sie kann, aber ihre Mittel sind begrenzt. Sie hat sich für eine Sammelabstimmung bei den Stellvertreterposten stark gemacht. Wer die wenigsten Stimmen hat, fliegt raus. Es gibt kein direktes Duell. Dann könnte es auch Merk oder Schmidt treffen. Aber mit diesem Vorstoß wird sie auf dem Parteitag kaum eine Mehrheit finden. Die Delegierten wollen bestimmen, wer Vize wird.

Aigner hat in den vergangenen Tagen viel telefoniert, berichten Parteifreunde. Sie habe erklärt, dass man bei Ramsauer ja wisse, woran man sei. Gauweiler ist dagegen ein Einzelgänger, lässt sich kaum einbinden und kokettiert damit auch noch. Bei der Wahl am Samstag kann Aigner nicht mehr für Ramsauer tun als die Daumen zu drücken.

© SZ vom 07.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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