CSU-Ortsverbände scheuen Pauli-Einladung:Wettlauf durch die Bierzelte

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Der Kampf um die Stoiber-Nachfolge: Auch wenn Seehofer Huber zum Favoriten erklärt - von einem Auftritt in Niederbayern hält ihn das nicht ab.

Katja Auer und Kassian Stroh

Dem Landtagsabgeordneten und Kelheimer CSU-Kreisvorsitzenden Martin Neumeyer ist sein prominenter Gast offenbar ein bisschen peinlich. Am Montag kann er in seinem Kreis, beim Politischen Frühschoppen auf dem Gillamoos-Volksfest in Abensberg, Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer begrüßen. Doch Neumeyer entschuldigt sich fast dafür: Denn Kelheim liegt in Niederbayern, und das ist Erwin-Huber-Land.

Auch für Seehofer scheint nun festzustehen: Huber ist der Favorit für den Posten als CSU-Chef. (Archivbild (Foto: Foto: ddp)

Der Wirtschaftsminister konkurriert mit Seehofer um den CSU-Vorsitz. Aber auch wenn er nun Seehofer das traditionsreiche Gillamoos-Politspektakel als Bühne bereitstelle - er sei weiter für Huber, versichert Neumeyer. Den Bundesminister habe er schon im Dezember eingeladen. "Welche Aktualität die Verpflichtung Seehofers bekommen würde, war damals noch nicht abzusehen."

In genau vier Wochen findet in München der entscheidende Parteitag der CSU statt. Bis dahin setzen die Kandidaten, die Edmund Stoiber als Parteichef beerben wollen, zumindest die beiden aussichtsreichen, ihre Bewerbungstour durch ganz Bayern fort.

Auf dem Gillamoos hat Seehofer am Montag den prestigeträchtigsten Auftritt, und am Dienstag besucht er gleich noch einmal Hubers niederbayerische Heimat: Da spricht er beim Karpfhamer Fest, einem der größten Volksfeste im Freistaat. Huber lässt sich derweil beim "Arndtbier" in Wippstetten (Kreis Landshut) und auf der Nanzinger Kirta in Schorndorf bei Cham blicken - und hat ansonsten diverse Besuche bei der CSU-Basis im Programm.

Das Programm der Rebellin

Nur die dritte Kandidatin, die Fürther Landrätin Gabriele Pauli, setzt auf die Devise: Interviews statt Bierzelt. Ihre inhaltlichen Eckpunkte werde sie nun bald in den Medien präsentieren, kündigt Pauli an. Da macht die als CSU-Rebellin bekannt gewordene Kommunalpolitikerin aus der Not eine Tugend - denn noch hat sie kein einziger CSU-Orts- oder Kreisverband zu einem Auftritt eingeladen.

"Einige sind sehr vorsichtig, weil sie wissen, dass ich nicht so gelitten bin bei der Obrigkeit", erklärt Pauli. Seit sie Mitte Juli überraschend ihre Kandidatur bekannt gab, ist sie erst einmal öffentlich in dieser Rolle aufgetreten: Vor zwei Wochen lud sie das Straubinger Tagblatt in sein "Medienzelt" auf der dortigen Ostbayern-Schau ein.

Ihre Erfolgsaussichten beurteilen die drei Bewerber recht unterschiedlich. Horst Seehofer, 58, gibt sich ganz "locker und frohgemut" - auch wenn in den Umfragen Huber führe, die Stimmung bei den mehr als 1000 CSU-Delegierten könne schließlich keine Umfrage ermessen.

"Es gibt nur eine Wahrheit, die liegt in der Wahlurne", tut er gerne kund. Aber dass sein Kontrahent die besseren Karten habe, da er den Rückhalt der Parteifunktionäre genießt, räumt nun auch Seehofer ein: "Die Phalanx ist stark - es ist klar, dass ich nicht als Favorit in den Parteitag gehe", sagt er. "Aber deswegen kapituliere ich nicht."

Erwin Huber, 61, hingegen geht nach eigenem Bekunden "mit Zuversicht" in den Parteitag, will sich bis dahin aber nicht ausruhen: "Eine Wahl, bei der 1000 Menschen abstimmen, ist immer offen." Und Gabriele Pauli, 50, ist mit beinahe jedem Ausgang zufrieden: "Das Ergebnis ist gut, so wie es ist." Gewinnen könne man "auch ohne Prozentpunkte", sagt sie. Denn sie habe mit ihrer Bewerbung jetzt schon erreicht, dass in der CSU ein neuer Diskussionsstil Einzug gehalten habe.

Und schon bevor die Stimmen abgegeben sind, richten sich die Blicke auf die Zeit nach der Vorsitzendenwahl. Der Parteitag bestimmt den gesamten Vorstand. Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm, Justizministerin Beate Merk und der EU-Abgeordnete Ingo Friedrich haben angekündigt, erneut für ihre Vizeposten zu kandidieren.

Und auch Seehofer, den Huber für den Fall seiner Wahl als Parteivize und Bundesminister halten will, ist dazu bereit: "Ich kandidiere als Vize, wenn ich verlieren sollte." Pauli, bislang einfaches Mitglied des CSU-Vorstands, will auf jeden Fall im Gremium bleiben.

Anfang des Jahres wollte sie sich um einen Posten als Stellvertreterin bewerben - davon hat sie Abstand genommen: "Der Vorsitzende muss mit seinem Vertreter klarkommen." Viele CSU-Funktionäre wünschen sich, dass Pauli ganz aus dem Vorstand fliegt. Ein Vorteil für die ungeliebte Kandidatin: Sie muss keinen finden, der sie auf dem Parteitag förmlich für den Vorsitz vorschlägt.

Laut CSU-Zentrale reicht es aus, dass die Kandidaten selbst ihre Bereitschaft erklären. Das haben die drei in den vergangenen Monaten zur Genüge getan.

© SZ vom 31.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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