CSU-Nachwuchs:Zum Regieren zu blass

Lesezeit: 2 min

Die CSU-Jugend steht in den Startlöchern, doch im mächtigen Schatten Edmund Stoibers konnte sich die nächste Politiker-Generation bisher nicht entfalten.

Peter Fahrenholz

Wenn Franz Josef Strauß einst über seine möglichen Nachfolger sinnierte, hat er gern von einem "Wurzelgeflecht" gesprochen, das in der CSU nachgewachsen sei und die künftige Führung darstelle. Das "Wurzelgeflecht" aus den Strauß-Tagen hat, zum Teil schon zu seinen Lebzeiten, zum Teil nach seinem Tod, dann tatsächlich auf breiter Front die Macht in der CSU übernommen - und genau darin liegt für die Partei heute ein Problem. Denn die goldene Generation der Waigels, Stoibers, Glücks, Wiesheus, Hubers und Becksteins, die alle Mitte bis Ende der siebziger Jahre ins Parlament gekommen waren, blockierte fast alle wichtigen Ämter über lange Jahre.

Markus Söder, 41 macht nur wenig Hehl daraus, dass er sich selbst durchaus für einen geeigneten Ministerpräsidenten hält. (Foto: Foto: dpa)

Die nächste Generation, also die heute um die Fünfzigjährigen, ist lange Zeit im Schatten der Älteren verkümmert. Das macht der CSU nach dem Wahldebakel vom Sonntag einen personellen Neuanfang so schwer. Zwar stünde in Horst Seehofer, immerhin auch schon 59, der Jüngste aus der Riege des Strauß'schen Wurzelgeflechts als CSU-Chef zur Verfügung, doch dahinter sieht es düster aus. Genau dieser Umstand könnte dem angeschlagenen Ministerpräsidenten Günther Beckstein für eine Weile das Amt retten.

Denn aus der nächsten Generation drängt sich niemand auf. Der 52-jährige Innenminister Joachim Herrmann gilt als dröge und wenig entscheidungsfreudig. In seiner Zeit als Fraktionschef hat er bei wichtigen Entscheidungen immer wieder den Dingen ihren Lauf gelassen, statt den Kurs vorzugeben.

Sein Nachfolger Georg Schmid gilt zwar als äußerst ehrgeizig, hat aber auch in den eigenen Reihen eher den Ruf eines politischen Leichtgewichts. Außerdem wird Schmid intern das scharfe bayerische Rauchverbot angelastet, das bei der Wahl einer der vielen Negativfaktoren für die CSU war. Der Dritte im Bunde, Kultusminister Siegfried Schneider, konnte weder als Minister noch als Vorsitzender des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern überzeugen. Die Oberbayern haben bei der Wahl besonders kräftig verloren.

Verjüngung auf einen Schlag

Die CSU muss deshalb eher auf die übernächste Generation setzen. Das bedeutet, dass es entweder Übergangslösungen gibt, bis die Riege der 35- bis 45-Jährigen als reif genug gilt. Oder aber, dass die Verjüngung auf einen Schlag erfolgt, so wie das an der Spitze einiger CSU-Bezirksverbände bereits geschehen ist. Denn in der Generation der Jüngeren verfügt die CSU wieder über erstaunlich viele politische Talente.

An der Spitze steht der bei vielen allerdings ziemlich unbeliebte Europaminister Markus Söder, 41. Der macht nur wenig Hehl daraus, dass er sich selbst durchaus für einen geeigneten Ministerpräsidenten hält. Ebenfalls zur künftigen Führungsreserve zählt der 43-jährige schwäbische Bezirkschef und Europaabgeordnete Markus Ferber. Er wäre gerne schon 2007 als Wirtschaftsminister ins bayerische Kabinett eingerückt, wurde aber von seinen eifersüchtigen schwäbischen Kollegen im Landtag ausgebremst.

Ebenfalls auf dem Sprung nach vorne sind die beiden Bezirksvorsitzenden von Niederbayern und Oberfranken, Manfred Weber, 36, und Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, 36. Sowohl der Europaabgeordnete Weber als auch der Bundestagsabgeordnete Guttenberg haben bisher allerdings kein Interesse bekundet, das schwächelnde bayerische Kabinett zu verstärken.

Eine solche Verstärkung sollte eigentlich der von Beckstein verpflichtete Finanzstaatssekretär Georg Fahrenschon, 40, werden. Seine örtlichen Parteifreunde verhinderten allerdings, dass er einen Stimmkreis bekam. Weil über die Liste kein oberbayerischer Abgeordneter in den Landtag kam, steht er jetzt ohne Mandat da. Das würde es auch schwierig machen, Fahrenschon anstelle der glücklosen Christine Haderthauer zum neuen Generalsekretär zu berufen. Denn einen Generalsekretär ohne Parlamentsmandat hat es in der CSU noch nie gegeben.

© SZ vom 30.09.2008/pir - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: