CSU:Kein Wort über Beckstein

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Seehofer und Stoiber machen gemeinsame Sache: Bei einem Bierzeltauftritt demonstrieren die CSU-Granden ihre neue Männerfreundschaft. Das Führungstandem Beckstein und Huber spielt für sie keine Rolle.

Stefan Mayr

Das Festzelt des Schafirrsee-Fischervereins Ingolstadt-Gerolfing ist voll, am hinteren Ende stehen sie in Zweierreihen. Der sehr begeisterte und etwas nervöse CSU-Ortsvorsitzende Hans-Jürgen Binner begrüßt den "Herrn Ministerpräsident Dr. Stoiber", die 2000 Menschen bejubeln den Redner stehend, rhythmisch klatschend und fahnenschwenkend ("Edmund, Kine der Herzen").

Auf einem Bierzeltauftritt demonstrieren Ex-Ministerpräsident Stoiber (links) und Verbraucherschutzminister Seehofer ihre neue Männerfreundschaft. (Foto: Foto: ap)

Stoiber strahlt, winkt und genießt einen seiner seltenen Wahlkampfauftritte. Dann spricht er etwa 55 Minuten von sich und seinen Erfolgen, jeweils drei Minuten beschimpft er die Opposition, beschwört er die absolute CSU-Mehrheit, lobt er Horst Seehofer. Die Namen Huber und Beckstein nennt er kein einziges Mal.

Stoiber und Seehofer. Eine Boulevardzeitung hat nach dem CSU-Parteitag in Nürnberg eine neue Männerfreundschaft heraufbeschworen und das Duo zur neuen heimlichen Doppelspitze der CSU ausgerufen.

Am Montag im Festzelt tun Stoiber und Seehofer nichts, was diese These widerlegen könnte. Sie fahren gemeinsam in einem Wagen vor, zuvor waren sie zur Brotzeit im nahen Hause Seehofer. In seiner Rede bezeichnet Stoiber Seehofer als "einen unserer wichtigsten Leute in der CSU".

Wenige Sekunden später beschwört er die "legendäre Geschlossenheit der CSU und mit meinen Nachfolgern als Ministerpräsident und Parteivorsitzender". Es ist das einzige Mal, dass er die Funktionen Becksteins und Hubers nennt, ansonsten spricht er nur von "meinen Nachfolgern".

Er sagt: "Ich will meine Nachfolger nicht mit ungebetenen Ratschlägen überschütten." Man könnte diese Worte so verstehen, dass diese jede Menge Tipps benötigten. Stoiber lässt viel Raum für Interpretationen. Fakt ist freilich: Er lobt seine Nachfolger nicht, er würdigt sie nicht, und er appelliert auch nicht, diese zu wählen.

Stattdessen sagt er den Menschen: "Sie wählen die Zukunft. Und natürlich spielt es auch eine gewisse Rolle, was die Partei in der Vergangenheit gemacht hat." Er selbst stehe zwar "nicht mehr auf dem Spielfeld", an dieser Stelle überschlägt sich seine Stimme, "sondern als Ehrenspielführer an der Seite".

Von dort ruft er der anwesenden Generalsekretärin Haderthauer zu: "Liebe Christine, 50Prozent, das ist die Aufgabe, die meine Nachfolger bestehen müssen." Dann sagt er: "Wir müssen die Menschen auch mit Kopf und Herz erreichen."

Ganz anders klingt es, wenn Stoiber über Seehofer spricht: "Wir müssen froh sein, so einen Landwirtschaftsminister zu haben. Er steht für die CSU insgesamt." Der Gelobte weist jeglichen Unfrieden mit "den Nachfolgern" zurück. "Obwohl das manche glauben, wünsche ich der CSU nicht den Misserfolg", sagt er auf dem Heimweg, "weil, wenn wir die Mehrheit verlieren, dann bekommen wir sie nie mehr zurück."

Unterstützt er die Nachfolger dann also nur auf Zeit bis zur Landtagswahl? Seehofer lässt alles im Ungefähren: "Da bin ich Parteisoldat wie mein Lehrmeister Stoiber", sagt Seehofer uns strahlt, ganz beseelt von seiner neuen Männerfreundschaft.

© SZ vom 23.7.2008/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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