CSU in der Krise:Stürzen oder stützen?

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Hauen und Stechen in der CSU. Der schwächelnde Parteichef Huber sieht sich angeblich drei Putschisten gegenüber: Stoiber, Söder, Seehofer. Das "Triple-S" dementiert.

Birgit Kruse

Die CSU kommt nicht zur Ruhe. Von der alten Geschlossenheit, die als Erfolgsrezept der Christsozialen gilt und der Partei im Freistaat seit Jahrzehnten die absolute Mehrheit im Parlament gesichert hat, ist in diesen Tagen nichts zu spüren. Kein Appell der Führung, keine Krisensitzung der CSU-Landtagsfraktion, keine Ermahnung, endlich wieder das erste CSU-Gebot zu befolgen - hemmungslos gut übereinander zu reden -, zeigt Wirkung. Im Gegenteil.

CSU-Parteichef Erwin Huber: Soll er aus dem Amt geputscht werden? (Foto: Foto: dpa)

Schon wieder sei in diversen Hinterzimmern von einem Putsch die Rede, berichtet die Bild-Zeitung. Und das nur 15 Monate, nachdem die CSU-Landtagsfraktion den Alt-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in Wildbad Kreuth vom Thron gestürzt hatte.

Doch diesmal geht es nicht darum, dass ein Spitzenpolitiker an seinen Ämtern klebt; Stoiber hatte in Kreuth verkündet, noch bis 2013 Ministerpräsident bleiben zu wollen. Diesmal geht es um schlechtes Krisenmanagement und schlechte Umfragewerte. Opfer der vermeintlichen Intrige: Parteichef Erwin Huber.

Und wer sollen diesmal die Königsmörder sein? Laut Bild handelt es sich bei den Putschisten um den gestürzten Edmund Stoiber, Europaminister Markus Söder und Parteivize Horst Seehofer, das sogenannte Dreifach-S oder Triple-S. Sollte Huber bei der nächsten Umfrage besonders schlecht abschneiden, wäre auch wenige Monate vor der Landtagswahl ein Sturz möglich und könnte stattdessen Horst Seehofer zum neuen Parteichef gekürt werden.

Offenbar geht es in der CSU diesmal um eine Frage: Stützen oder stürzen? Ohne die anstehende Landtagswahl im Herbst wäre die Antwort vermutlich schon gefunden worden - und Erwin Huber, der einstige Wirtschaftsminister und jetzige Finanzminister des Landes, müsste den Verlust seines Parteiamts beklagen. So aber hat Huber noch etwas mehr Zeit. Es muss ihm halt gelingen, bei den Bürgern besser anzukommen, was angesichts der von ihm an prominenter Stelle beaufsichtigten Krisenbank BayernLB schwer werden dürfte.

Das Triple-S der möglichen Putschisten ist eine interessante Konstellation. Schließlich galt Markus Söder bislang nicht als Freund von Horst Seehofer. Ex-Generalsekretär Söder hatte im Kampf zwischen Huber und Seehofer um den Parteivorsitz keine Gelegenheit ausgelassen, verbal scharfe Attacken gegen Seehofer zu fahren. Heute hört man jedoch, die beiden hätten das Kriegsbeil begraben. Söder selbst bezeichnet das Verhältnis zu Seehofer als "vernünftig".

Der Parteivize aus Ingolstadt ist zwar an der Parteibasis sehr beliebt, hat aber in der CSU-Führung nicht gerade viele Freunde. Der Bundeslandwirtschaftsminister verlor auf dem Parteitag im Herbst das Duell gegen Erwin Huber im Kampf um den Parteivorsitz.

Edmund Stoiber wiederum, der Dritte im Bunde, hat in den vergangen Monaten keine allzu guten Erfahrungen mit dem CSU-Führungstandem gemacht. So sollen es Beckstein und Huber gewesen sein, die in Wildbad Kreuth in nächtelangen Zwiegesprächen den Sturz von Stoiber vorbereitet und seine Ämter unter sich aufgeteilt hatten.

Was auch immer an den Putschgerüchten dran ist: Bei den vermeintlichen Frondeuren lösen solche Schlagzeilen wie in Bild ("Putschen sie die CSU-Spitze weg?") blankes Entsetzen und heftige Dementis aus - wissen sie doch, dass solche Diskussionen der sowieso schon angeschlagenen Partei zusätzlichen Schaden bereiten.

So spricht Markus Söder - der Ziehsohn Stoibers - verblüfft von "völligem Unsinn", von einer "Sauerei" und Behauptungen, an denen nichts dran sei. Solche Behauptungen seien "Versuche einiger Heckenschützen, der CSU zu schaden", sagt er zu sueddeutsche.de. Er stehe "zu 100 Prozent hinter der Führung" und wiederholt den Appell der letzten Tage: "Wir brauchen nur eins: Geschlossenheit."

Auch Edmund Stoiber wehrt sich gegen Putschgerüchte. Ein Stoiber-Sprecher betonte: "Sie werden doch nicht glauben, dass ausgerechnet Edmund Stoiber ein Putschist ist." Vielmehr rate er seiner Partei als Ehrenvorsitzender zu etwas weniger Aufgeregtheit.

Ein klares Dementi kommt auch aus Berlin - von Minister und Parteivize Horst Seehofer. Huber und Beckstein hätten seine "tausendprozentige Unterstützung" erklärte er. Auch er spricht, wie Söder, von "Heckenschützen". Das seien "unfaire Methoden, um die CSU zu schwächen". Und Seehofer spricht von "bösartigem Schmarrn".

Doch gerade in den letzten Tagen war vor allem über geheime Absichten von Seehofer spekuliert worden. Immerhin böte ihm ein Putsch die Chance, doch noch Parteichef zu werden.

Bis dahin darf dementiert werden.

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