CSU im Umfragetief:Farblos, fad und selbst schuld

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Jetzt rächt sich der Provinzialismus, den sich die CSU für die Post-Stoiber-Ära verordnet hat. Nur noch 44 Prozent der Bayern würden derzeit die Christsozialen wählen. Eine Entwicklung, an der die CSU selbst schuld ist.

Birgit Kruse

Der schlimmste Albtraum der CSU könnte bittere Wahrheit werden: Die 50-Prozent-plus-X-Partei rutscht in einer aktuellen Umfrage deutlich unter die magische Marke. Erreichte die Partei bei der Landtagswahl im Jahr 2003 unter Edmund Stoiber noch eine Zweidrittelmehrheit, würde heute nicht einmal mehr jeder zweite Wähler im Freistaat sein Kreuzchen bei der CSU machen. Jetzt scheint sich der Provinzialismus zu rächen, in dem sich die Partei seit den Zeiten König Edmunds gesuhlt hat.

Dem Führungsduo Beckstein und Huber werfen Kritiker mangelndes Profil vor. (Foto: Foto: dpa)

Sowohl Ministerpräsident Günther Beckstein als auch Parteichef Erwin Huber haben es versäumt, nach dem Rücktritt von Stoiber sofort eigene Akzente zu setzen. Statt mit Visionen zu überzeugen und den Blick der Wähler in die Zukunft zu richten, machten sie sich zu blassen Verwaltern des Stoiber-Erbes.

Das kommt bei den Wählern ebenso wenig an wie der rückgratlose Zickzackkurs beim Rauchverbot, die Debatte um das heftig umstrittene achtjährige Gymnasium oder die Blamage beim Prestigeprojekt Transrapid.

Doch nicht nur in Bayern wirkt das Tandem farblos. Auch auf Bundesebene kann die CSU nicht mehr überzeugen. Eigentlich wäre es die Aufgabe von Parteichef Huber, bayerische Interessen in Berlin zu vertreten, klarzumachen, dass die große Schwester CDU gerade bei Bundestagswahlen auf die Stimmen der CSU-Wähler angewiesen ist.

Doch statt Respekt erntet Huber für seine platt formulierten Forderungen Rüffel - und das nicht nur von der Kanzlerin, sondern auch von Berliner Parteifreunden. Politische Führung sieht anders aus. Huber bleibt eben auch in der Wahrnehmung vieler Parteifreunde zermürbend farblos.

Damit haben Huber und Beckstein die Partei innerhalb weniger Monate auf einen Kurs gebracht, der nicht nur zum Verlust der absoluten Mehrheit in Bayern, sondern auch zur Bedeutungsminimierung in Berlin führen könnte. Denn ihren bundespolitischen Anspruch verdanken die Christsozialen vor allem zwei Tatsachen: Dass sie im Freistaat mit absoluter Mehrheit regieren, und dass sie bei Bundestagswahlen für die Union etwa 20 Prozent der Stimmen herbeischaffen.

Mit einem Wahlergebnis deutlich unter 50 Prozent wäre es mit dem voller Selbstverliebtheit gepflegten Nimbus der erfolgreichsten Partei Europas vorbei. Die CSU wäre nur noch Regionalpartei.

Wenn die Umfragen weiter mau bleiben, dürfte es wohl mit der immer wieder beschworenen Geschlossenheit der CSU vorbei sein. Dann wird die Frage nach der politischen Zukunft von Beckstein und Huber gestellt werden. Und wie schnell die Partei ihre Könige stürzt, hat man am Fall Stoibers gesehen.

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