Klostergarten, barocke Schlossanlage, botanische Exotik, Abenteuerspielplatz: Ein neues Buch zeigt die großartige Vielfalt bayerischer Parks und Grünanlagen und welch finsterer Höhlenbewohner und wunderschöne Geometrie einen Ausflug lohnt. Ein Garten hat etwas sehr Privates, auch Persönliches. Im Althochdeutschen beschreibt "garto" ein umzäuntes Grundstück, es handelt sich also um eine Art Rückzugsgebiet, in dem vieles wachsen kann, auch ganz lebensnotwendige Dinge - die mittelalterlichen Klostergärten dienten dazu, den Ärzten und Apothekern ihre Heilpflanzen zu sichern.
Aber was wäre ein Garten ohne seine Liebhaber, was wäre ein Park ohne Menschen? Die Schönheit braucht das Licht genauso wie den Betrachter. Von diesem Zusammenspiel handelt ein neues Buch. Der Bildband zeigt die ganze Vielfalt: Klostergärten, Landschaftsparks, barocke Schlossanlagen, Botanische Gärten, Kur-, Lehr- und Privatgärten sind hier vertreten, gegliedert nach den bayerischen Regierungsbezirken.
Der Schlosspark König Ludwigs I. in Bad Brückenau macht den Anfang, er steht für den Glanz einer fürstlichen Sommerfrische. Hier soll die Geometrie dem Auge schmeicheln, die Farbigkeit der Beete muss mit den Gebäuden harmonieren, Architektur und Landschaft bilden eine Einheit.
Ganz anders der Ansatz im "Laffer Gärtla", dem Therapiegarten der Laufer Mühle im mittelfränkischen Adelsdorf. "Gartenarbeit erdet, macht aufmerksam für die Natur, lässt den Menschen zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden", schreibt die Autorin.
Nicht selten treibt den Gartenbesitzer eine tiefe Sehnsucht nach dem Paradies. Im Barockgarten St. Johannis in Nürnberg haben sich im 18. Jahrhundert reiche Patrizier einen mythologischen Traum verwirklicht: Die Statuen von Jupiter und Venus, Apollo und Diana, Mars und Saturn, Merkur und Minerva bevölkern die Hesperidengärten. Wer in diese Idylle eintreten will, muss zunächst durch die Pforte der Weisheit, um dann im üppigen Grün neben uralten Brunnen den Göttern und Heroen zu begegnen.
Das Gegenstück zur strengen Symmetrie der Barockanlage können Besucher im Wildgarten von Furth im Wald erleben, der ganzjährig von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet ist. Besitzer Uli Stöckerl möchte Kinder und Erwachsene dazu animieren, die Natur auf spielerische Weise kennenzulernen. Und dabei darf ein wenig Abenteuergeist nicht fehlen ...
... Es gibt ein altes Weideniglu, eine geflochtene Urzeit-Hütte, einen Bienenbaum, einen Unkentümpel, einen Sumpfweg und einen Irrgarten. Die Besucher stoßen auf das Skelett eines Dinosauriers, sie begegnen einem geisterhaften Wanderer im Bachbett und dem finsteren Höhlenbewohner "Gargoil" (Foto) - ganz nebenbei erfahren sie auch einiges über die Pflanzen und Tiere dieses Biotops.
Man muss ja nicht immer so weit fahren wie bis nach Furth im Wald: Großartige Gärten gibt es auch ganz in der Nähe, im Großraum München. Neubauers Buch empfiehlt zum Beispiel einen Besuch im Schacky-Park in Dießen am Ammersee, im Seeshaupter Schaugarten oder auch beim Kleingartenverein Germering (Foto), wo die Parzellenbesitzer auf kreative Weise miteinander wetteifern - Toleranz statt Schrebergartendenken
Auch die Weihenstephaner Gärten in Freising sind immer wieder eine Entdeckung. Dort kann man nicht nur das ehemalige Salettl der Äbte aus dem 17. Jahrhundert und exotische alte Bäume besichtigen, sondern auch den Versuchsgarten, wo zahlreiche Neuzüchtungen getestet werden. Wer Rosen, Berglorbeer, Azaleen, Hortensien, Freilandorchideen und Zieräpfel liebt, wird in den Gärten von Weihenstephan auf jeden Fall fündig. Konstanze Neubauer: Gartenschätze in Bayern - 70 Parks und private Gärten zum Entdecken und Genießen. Callwey Verlag München, 2012. 49,95 Euro.