Bemühen um insolventes Versandhaus:Bayern will Quelle helfen

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Das von der Pleite bedrohte Fürther Unternehmen braucht kurzfristig 20 Millionen Euro, um den Winterkatalog zu drucken - die Staatsregierung will einspringen.

G. Bohsem, U. Ritzer und K. Stroh

Mit einer Finanzspritze will die Staatsregierung dem insolventen Versandhaus Quelle vorerst das Überleben sichern - notfalls auch ohne den Bund. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte am Donnerstagabend nach einer Sondersitzung des Kabinetts, der Freistaat sei bereit, sich an einer Überbrückungsfinanzierung von insgesamt 50 Millionen Euro zu beteiligen.

Bei Quelle sieht es nach der Arcandor-Insolvenz düster aus. (Foto: Foto: AP)

Bayern könnte mit dem Bund eine Staatsbürgschaft übernehmen. Im Gespräch war aber auch, das der Freistaat dem Versandhaus alleine aus der Notlage hilft. Auch ein direkter Kredit wurde offenbar erwogen. In Berlin ist ein erstes Hilfegesuch von Quelle abgelehnt worden.

Katalog drucken, Ware einkaufen

Die Firma braucht nach eigenen Angaben in den nächsten Tagen Geld, um ihren Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können. Vor allem muss der neue Winterkatalog gedruckt werden, der gut 20 Millionen Euro kostet. Zudem müssen jetzt Waren eingekauft werden, wofür bis zu 30 Millionen Euro kurzfristig nötig sind. Wenn das Versandhaus beides nicht finanzieren kann, muss es wohl seinen Betrieb einstellen. "Das Entscheidende bei Quelle ist, dass ein Fortführungskonzept gar nicht möglich ist, wenn der Katalog nicht gedruckt wird", sagte Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP).

Das Problem aber ist: Die Pfandbriefbank Valovis, die dem Versandhaus Geld vorstreckt und im Gegenzug die fälligen Zahlungen von Quelle-Kunden einzieht, darf Ersteres nicht mehr, so sie nicht zusätzliche Sicherheiten erhält. Das verlangt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist. Quelle bemüht sich deshalb um eine Garantieerklärung des Bundes.

Bund und Länder kooperieren

Diese sollte, wie aus der Staatsregierung zu hören ist, der Bund zur Hälfte tragen, den Rest hätte zum Großteil der Freistaat und zu einem kleinen Teil das Land Sachsen übernommen, wo Quelle ebenfalls tätig ist. Während in München zu hören war, ein entsprechender Antrag sei offiziell noch gar nicht gestellt worden und solle erst am Dienstag vom Bürgschaftsausschuss in Berlin behandelt werden, hieß es in Kreisen der Bundesregierung, dass das erste Hilfegesuch von Quelle abgelehnt worden sei. Alle beteiligten Ministerien hätten den Antrag auf eine Bürgschaft als absolut unzulänglich eingestuft. Daher habe man keine Hilfen geben können.

Eine Entscheidung am Dienstag hält Quelle offenbar für zu spät. Nach Angaben aus Firmenkreisen hat Seehofer daher angeboten, notfalls allein zu helfen. Angeblich verhandelte Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Mittwoch mehrere Stunden lang in der Staatskanzlei. "Wir wollen alle Möglichkeiten ausloten, um die Arbeitsplätze zu erhalten", hatte Seehofer vor der Kabinettssitzung gesagt. "Was man konkret an Hilfe angehen kann und darf, kann man erst im Lichte dieser Unterrichtung festlegen", hatte Zeil dazu gemeint. An der Sitzung nahm auch Görg teil. Wie genau Quelle geholfen werden soll, war am Donnerstagabend noch offen. Die Banken sollen bis zu diesem Freitag eine Lösung ausarbeiten, um die Finanzierung des Quelle-Geschäfts sicherzustellen. Erwogen wurde auch ein Kredit der Landesbank. Dafür spricht, dass auch BayernLB-Chef Michael Kemmer an der Kabinettssitzung teilnahm.

In einer Landtagsdebatte zeigten sich zwar alle Fraktionen solidarisch mit Quelle und betonten, wie wichtig das Fürther Unternehmen sei. So erklärte CSU-Fraktionsvize Karl Freller, das Versandhaus habe 700 Zulieferbetriebe im Freistaat und sei Deutschlands drittgrößter Internethändler: "Da ist Substanz da." Allerdings gibt es auch Skeptiker, die intern davor warnen, Geld zuzuschießen trotz der Gefahr, dass Quelle dann in ein paar Wochen dichtmachen müsse. Die SPD forderte, die Regierung müsse sofort ihre Zusage einlösen, die Finanzierung des Katalogdrucks sicherzustellen.

© SZ vom 19.06.2009/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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