Bayern-Tipp:Wallenstein in Altdorf

Viele opulente Kostüme gibt es in Altdorf zu sehen. (Foto: Festspiele)

Wallenstein hat seine Tage als Student im ehemaligen Universitätsstädtchen Altdorf verlebt, vor den Toren Nürnbergs. Er war da zwar nur ein paar Monate, genau so lange, bis er allerlei Rüpeleien wegen den geordneten Rückzug antrat. Das aber haben ihm die Altdorfer spätestens verziehen, als ein gewisser Franz Dittmar 1894 sein folkloristisches Stück "Wallenstein in Altdorf" eben jener Zeit widmete und damit die örtlichen Festspiele aus der Taufe hob.

Mit Schillers Klassiker dagegen tat man sich lange schwer in Altdorf, aus verständlichen Gründen, man wollte sich eben nicht angreifbar machen. Sollten sich Laiendarsteller an etwas wagen, das sich selbst Staatstheater nur selten zutrauen, nämlich Schillers Trilogie an einem Abend auf die Bühne zu bringen? Immerhin zählen "Wallensteins Lager", "Die Piccolomini" und "Wallensteins Tod" mehr als 7500 Verse, da kann man schon ins Taumeln kommen. Die Altdorfer nahmen so lange Abstand davon, bis sich Regisseur Michael Abendroth ein Jahr lang über den Text setzte und das Stück auf eine Essenz, eine Tragödie verdichtete, die viel mehr ist als ein schnöder Best-of-Text. Seither traut sich die Stadt. Alle drei Jahre üben sich die Altdorfer am Wallenstein in diversen Formen: an Dittmars Volksstück, an Abendroths Schiller-Konzentrat und einem historischen Feldlager, das sich über den gesamten Marktplatz erstreckt.

Insgesamt sind an fünf Wochenenden tausend Altdorfer an dem Reigen beteiligt. Heuer, 400 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, dürften sich besonders viele Besucher für Wallenstein in Altdorf interessieren. Bis 22. Juli noch; weitere Informationen gibt es unter www.wallenstein-festspiele.de

© SZ vom 23.06.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: