Anschi Hacklinger:"Jeder kann etwas tun"

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Eine Initiative ruft für die Fastenzeit zu bewusstem Fleischkonsum auf

Interview von Dominik Kalus, Weyarn

Fasten heißt nicht automatisch, komplett zu verzichten, zumindest wenn es nach der Kampagne "Klimafreundlich essen!" geht. Diese ruft dazu auf, zur Fastenzeit, die mit Aschermittwoch beginnt und an Ostern endet, den Fleischkonsum auf 300 Gramm pro Woche zu reduzieren und diese Menge dafür bewusst einzukaufen. Wer mitmacht, erhält vorab eine Urkunde, auf der jede gemeisterte Woche abgehakt werden kann. Initiatorin Anschi Hacklinger, 45, ist Musiktherapeutin im Landkreis Miesbach und weiß, dass aller Anfang schwer ist.

SZ: Frau Hacklinger, worum geht es bei Ihrer Aktion genau?

Anschi Hacklinger: Wir bieten die Möglichkeit, sich in den sechs Wochen der Fastenzeit bewusst gegen den zu hohen Fleischverbrauch in Deutschland zu entscheiden. Wer will, kann sich online anmelden und bekommt neben einer Urkunde wöchentliche Mails mit Motivationshilfen, Rezepten und Hintergrundinformationen. Wir wollen zeigen, dass jeder auch in seinem kleinen Rahmen etwas gegen den Klimawandel tun kann.

Geht es Ihnen auch um den Vorwurf von Kritikern des Volksbegehrens "Rettet die Bienen", dass Umweltschutz mehr erfordert als einen Gang zum Rathaus?

Die Aktion haben wir bereits geplant, bevor das Volksbegehren in die Presse kam. Aber generell wollen wir schon zeigen, dass sich jeder an der eigenen Nase nehmen muss. Es reicht nicht, nur mit dem Finger auf andere oder auf die Politiker zu zeigen. Jeder kann etwas tun, und es wäre auch gut, wenn jeder etwas tut.

Vegetarier stoßen heute ja mancherorts immer noch auf Unverständnis...

Das Thema Fleisch ist hochsensibel, da sind große Empfindlichkeiten da. Es ist immer leichter zu schimpfen oder sich lustig zu machen anstatt sich selbst zu hinterfragen. Wir wollen aber nicht mit dem Zeigefinger kommen, sondern dazu ermuntern, es einfach mal für sechs Wochen mit weniger Fleisch zu probieren.

Und im Idealfall nach der Fastenzeit so weiterzumachen.

Genau, das wäre der Idealfall. Aber anzufangen ist schon mal das Wesentliche.

Um klimafreundlich zu essen, muss ich also einfach auf Fleisch verzichten?

Der Aufhänger unserer Kampagne ist das Thema Fleisch, aber generell soll es darum gehen, möglichst saisonal und regional zu essen und einzukaufen. So weit es halt geht. Keiner ist heilig, das ist klar. Aber man kann viel versuchen und erreichen, wenn man sich damit auseinandersetzt. Wir wollen mit der Aktion etwas anbieten, wo jeder miteinsteigen kann.

Die Initiative "Klimafreundlich Essen" ist Teil des "Klimafrühlings", einer Veranstaltungs- und Aktionsreihe in vier oberbayerischen Landkreisen. Informationen unter klimafrühling.com sowie unter wirkstatt-anders-wachsen.de

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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