Angeblich kleinste Bibel der Welt:Moses für Adleraugen

Lesezeit: 2 min

Winzig klein: Mit einer Lupe kann man die Bibelseiten sehen, mit einem guten Mikroskop sogar die einzelnen Buchstaben. (Foto: oh)

1200 Seiten Text, eingraviert auf einer erbsengroßen Fläche: Sie denken, das ist unmöglich? Stephan Sauter beweist mit seinen Schmuckstücken das Gegenteil und verrät, was es mit der "kleinsten Bibel der Welt" auf sich hat.

Von Axel Hechelmann

So klein, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind - und doch sind sie da. Stephan Sauter graviert Texte auf winzige Metallplättchen, sogenannten Nanochips, ein. Mit diesen beschriebenen Plättchen ziert er dann Schmuckstücke. Das ausgefallenste Stück des 44-jährigen Ingenieurs aus Lindau am Bodensee ist ein Kreuz, in dessen Mitte so ein Metallchip steckt. Auf dem vier mal vier Millimeter kleinen Plättchen eingraviert: die vielleicht kleinste Bibel der Welt.

SZ.de: Herr Sauter, warum schreiben Sie denn so klein? Das kann ja keiner mehr lesen.

Stephan Sauter: (Lacht) Das kommt wahrscheinlich aus meiner beruflichen Vergangenheit als Ingenieur. Damals habe ich im Grunde alles klein gemacht, zum Beispiel elektrische Schaltkreise. Und dann sollte es mit dem Bibelkreuz genauso sein, die Schrift sollte so klein wie möglich sein.

Wie kamen Sie auf die Idee mit der "kleinsten Bibel der Welt"?

Wir Ingenieure haben schon damals unsere Namen mit auf die Schaltkreise geschrieben und dann ist daraus mehr geworden. Die Idee war, dass man nicht nur einen Namen drauf schreibt, sondern mehr, zum Beispiel eine ganze Diplomarbeit. Ich trage selber einen Ring, da ist meine Abschlussarbeit drauf. Das war auch mein ursprünglicher Gedanke, dass man Abschlussarbeiten und Diplomarbeiten auf einem Ring integriert. Das hat sich aber nicht so durchgesetzt wie die Bibelkreuze.

Erkennen kann man mit bloßem Auge ja nichts auf den Chips. Steht den tatsächlich etwas drauf?

Ja, natürlich. Ich kann dafür garantieren, es ist sogar ein Zertifikat dabei. Jeder, der ein entsprechend gutes Mikroskop hat, kann das nachprüfen. Man kann das auch mit einem Diamanten vergleichen. Wenn man einen Diamanten am Finger trägt, dann kann das Gegenüber nicht sofort sehen, ob er echt ist. Aber ein Fachmann erkennt das. So ähnlich ist das auch mit dem Bibelkreuz. Man braucht schon ein gutes Mikroskop, aber dann kann man die Bibel lesen.

Die Bibeltexte sind also auf dem Chip eingraviert - aber niemand kann sie im Alltag lesen.

Der Sinn dahinter war, dass man die Idee mit sich trägt. Dass man einfach etwas Besonderes hat und das auch weiß. Etwas, was die anderen nicht haben.

Sind die Chips in den Kreuzen denn nicht zu empfindlich, um sie überall mit herum zu tragen?

Die sind total unempfindlich, da ist eine Glasschicht über dem Chip und unter dem Glas ist die Gravur in Chrom. Der Chip hält bis zu 1000 Grad Celsius aus, das können die Leute noch in 1000 Jahren lesen. Das ist für die Ewigkeit.

Und wie kommt der Text auf den Chip?

In der Werkstatt von Stephan Sauter entstehen moderne Schmuckstücke. Dazu gehören auch die mit Elektronenstrahlen beschriebenen Nanochips. (Foto: privat)

Eine spezielle Maschine beschreibt den Chip mit Elektronenstrahlen. Normales Licht ist dafür nicht geeignet, das ist einfach zu grob. Und Elektronenstrahlen kann man, ich sage mal, "dünner machen". Der Elektronenstrahl geht dann wirklich jeden Buchstaben nacheinander durch und schreibt ihn auf den Chip. Bis ein Chip fertig ist, dauert das ungefähr eine halbe Stunde.

Ein hochmodernes Schmuckstück also.

Natürlich ist es ein modernes Schmuckstück. Aber die Bibel an sich ist nicht modern und nicht alt, sondern ewig. Es ist kein kurzlebiges Produkt, sondern es überdauert ganze Jahrhunderte. Man kann es den Nachkommen vererben. Es hat durchaus Charme...

Warum gerade die Bibel?

Übertrieben gläubig bin ich nicht, aber ich bin Christ. Man muss natürlich hinter so einer Sache stehen und das war bei der Bibel der Fall. Vor allem freut mich, dass die Leute auf mich zukommen und denen das gefällt. Kreuze sind auch relativ in, wenn man sich mal umschaut. Rapper und so weiter tragen auch Kreuze.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: