Ärztetag:Ärzte warnen vor Gesundheits-Apps

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Patienten sollten nicht zu sehr auf Algorithmen und künstliche Intelligenz vertrauen, mahnen Mediziner.

Von Dietrich Mittler, München

Angesichts der steigenden Zahl an Gesundheits-Apps hat die Bayerische Landesärztekammer am Montag klargestellt, dass Ärzte nicht die Rolle als "App-Polizei" übernehmen könnten. Immer häufiger kämen Patienten in die Praxen mit der Absicht, "vom Arzt eine App kontrolliert" zu bekommen, ob diese etwas tauge oder nicht, sagte Wolfgang Rechl, zweiter Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer. "Wir können die Patienten aber nur darauf hinweisen, dass sie damit sehr vorsichtig und sorgsam umgehen sollten", betonte Rechl.

Auf dem 77. Bayerischen Ärztetag, der am Freitag in Nürnberg beginnt, wird die Digitalisierung der Medizin eine tragende Rolle spielen. Kammerpräsident Gerald Quitterer stellte klar, dass die Delegierten dort zwar voraussichtlich dem Antrag zustimmen werden, durch Änderung der Berufsordnung im Einzelfall eine "ausschließliche Beratung oder Behandlung" von Patienten über digitale Kommunikationsmedien zu erlauben, sofern ärztlich vertretbar.

Bezüglich dieser Fernbehandlung warnte er davor, "zu sehr auf Algorithmen und künstliche Intelligenz zu vertrauen". Es drohe "eine Entpersonalisierung des direkten Arzt-Patienten-Kontaktes". Nicht allein, dass Ärzte weiterhin mit all ihren Sinnen Patienten behandeln sollten, hier drohe zudem eine neue Versorgungsebene zu entstehen, "die neue Bedürfnisse weckt nach einer Rund-um-die Uhr-Verfügbarkeit" im Sinne kommerzieller Callcenter.

"Wir brauchen für die Versorgung der Bevölkerung mehr Ärzte", forderte Quitterer. "Nicht der Avatar wird die Gesundheitsversorgung gestalten, sondern wir Ärzte", sagte er. Zwar sei die Zahl der berufstätigen Ärzte und Ärztinnen in Bayern erneut gestiegen - auf nunmehr 63 400, doch immer häufiger seien sie in Teilzeit tätig. Bei Ärztinnen etwa liege die Teilzeitquote bei mittlerweile 40 Prozent. Um mehr jungen Menschen den Zugang zum Medizinstudium zu ermöglichen, rät Quitterer, den Studienplatz weniger vom Notendurchschnitt abhängig zu machen.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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