150 Jahre SPD:Rote Außenseiter

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Bierzelttristesse: SPD-Fähnchen stecken in einem Maßkrug. Drumherum Leere. (Foto: Johannes Simon)

Die SPD steckt in der Krise - in der Mitgliederkrise, in der Wahlkampfkrise, in der Identitätskrise. Was für manche Genossen auf Bundesebene neu ist, ist für die 65.000 Mitglieder der Bayern-SPD seit Langem Alltag. Süddeutsche.de fragte drei bayerische SPD-Mitglieder, was sie ihrer Partei zum 150. Geburtstag wünschen: Hans-Jochen Vogel, Franz Maget und Marco Netrval, Ortsvorsitzender von Rohrbach.

Von Lan-Na Grosse, Eva Riedmann und Hannes Vollmuth

Seit mehr als 50 Jahren waren die Sozialdemokraten in Bayern nicht mehr an der Regierung beteiligt. Der Tiefpunkt: 18,6 Prozent bei der Landtagswahl 2008, so wenig wie noch nie. Damals war Franz Maget Spitzenkandidat und erlebte eine persönliche Niederlage. Sein Amt als Fraktionsvorsitzender gab er daraufhin ab. Trotzdem hat er nie an seiner Partei gezweifelt. Zum 150. Geburtstag der alten Dame SPD erzählt er, warum das so ist.

Anders als auf Landesebene, wehrt sich die SPD in München seit Jahrzehnten erfolgreich gegen die Vormacht der CSU. Die Hauptstadt wird von Sozialdemokraten regiert. Einer von ihnen war Hans-Jochen Vogel, zwölf Jahre hatte er sein Büro im Rathaus am Marienplatz. Für ihn kommt die SPD nie aus der Mode.

Außerdem hat Süddeutsche.de einen jungen Hoffnungsträger gefunden, der auch künftig die rote Flagge unter dem weiß-blauen Himmel hissen will - auch wenn er damit alleine ist.

"In die SPD trat ich 1950 ein. Mich hatte ihre Geschichte überzeugt. Auch Kurt Schumacher beeindruckte mich: Ich erlebte ihn damals in Rosenheim auf einer Kundgebung. An einen Austritt habe ich nie gedacht. Entgegen dem von den Medien vermittelten Eindruck ist die SPD in den letzten Jahren durchaus erfolgreich. Das zeigten die Landtagswahlen, bei denen die Union seit 2009 fünf Bundesländer verloren hat. Steinbrück hatte zu Beginn ein paar Schwierigkeiten, das kommt vor. Aber in den nächsten Monaten wird sich das Blatt wenden. Für mich ist die Partei zeitgemäßer denn je, selbst die Union übernimmt unsere Ziele. Geschlossenheit und ein gutes Wahlergebnis wären ein schönes Geburtstagsgeschenk."

Altbürgermeister Hans-Jochen Vogel bei der Demo "München ist bunt" auf dem Marienplatz. (Foto: N/A)

"Ich war 17, Schülersprecher und politisch interessiert, als ich in die SPD eintrat. Damals gab es für junge Leute gar keine Alternative. Man war konservativ oder Sozialdemokrat. Meine Entscheidung habe ich seither nie bereut. Man sagt der SPD zwar schon seit 150 Jahren nach, dass sie in der Krise steckt, aber eigentlich glaube ich, dass sie gerade deswegen so alt geworden ist. Schließlich musste sie sich immer wieder neu erfinden. Das wird auch so bleiben - solange wir wissen, wo wir herkommen und selbstbewusst für unsere Grundwerte eintreten."

"In meinem Dorf (Rohrbach, ein Ortsteil von Karlstadt am Main; Anm. d. Red.) bin ich das einzige SPD-Mitglied. Seit meiner Ausbildung zum Industriemechaniker bin ich außerdem in der Gewerkschaft. Ich wollte nicht nur über die Politik meckern, sondern etwas tun. Gegen die CSU haben wir in meinem Ort keine Chance. Oft fragen mich die Leute: "Was macht der Steinbrück wieder für einen Mist?" Selbst von der Lokalpresse wird die SPD hier kaum beachtet. Trotzdem habe ich nie ans Aufhören gedacht. Mit Ude als Spitzenkandidaten haben wir seit langem die Chance auf einen Wechsel. Diesen Optimismus spüre ich auf jeder Parteiveranstaltung. Zwei Wahlsiege, das wünsche ich der SPD zum Geburtstag."

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