Bis zum legendären Strip, dem Las Vegas Boulevard, sind es nur ein paar Kilometer. Mächtige Hotels wie das gülden schimmernde Mandalay Bay, die schwarze Pyramide Luxor oder die auch nach Jahren gigantisch wirkende Spielbank-Burg Excalibur im Süden der Prachtmeile kann man bereits von der Einfahrt des Wohnmobilparks im Süden von Las Vegas erkennen. Rechts am Eingang gibt es ein Pförtnerhäuschen im Stile einer norditalienischen Villa. Managerin Linda empfängt uns mit einem strahlenden Lächeln und lässt ein elegant gekleidetes Paar mit schmuck gestyltem Nachwuchs ein paar Sekunden vor dem Tresen warten. "Ich bin gleich für sie da", haucht das scheinbare Organisationstalent, denn auch zwei Telefonhörer liegen kurzfristig unbearbeitet auf dem Pult.
Der RV-Park unweit des Las Vegas Boulevards ist einer von tausenden in den USA. Dass die Plätze - gerade hier in der Wüste von Nevada - nicht viel mit einem europäischen Campingplatz gemein haben, sieht man bereits auf dem Parkplatz vor dem Pförtnerhäuschen. Hier steht ein dunkler Bentley Arnage, ein Stück weiter ein Cadillac Seville. Ein paar Sekunden später rollt ein mächtiger Campingkoloss in die Vorfahrt und wird vom Sicherheitspersonal am Portal freundlich gegrüßt. Linda hat uns gerade darüber informiert, dass zahlreiche Plätze auf dem RV-Park frei seien. "Derzeit gibt es aufgrund der Jahreszeit einen Nachlass von 25 Prozent", erklärt sie in bestem Oxford-Englisch, das so überhaupt nicht nach Las Vegas passen will.
Der Campingplatz ist akribisch gepflegt. Über asphaltierte Straßen erreicht man die knapp 380 Stellplätze, dazwischen finden sich immer wieder kleine grüne Inseln und Palmen. Viele Mobile stehen hier scheinbar schon länger, sind mit Einfriedungen, Golfcarts und einem SUV versehen. Schließlich will man für kleine Einkäufe nicht immer den Luxusliner starten.
Die Wohnmobile selbst sind eine echte Schau. Die größten, und davon gibt es nicht nur hier in Las Vegas mehr denn je, sind 15 Meter lang, über zwölf Tonnen schwer und lassen sich über ausfahrbare Elemente scheinbar beliebig vergrößern.
Marktführer im Segment der Luxusmobile ist die Firma Monaco, deren größte Niederlassung nur zwei Meilen weiter nördlich am Dean-Martin-Drive beheimatet ist. Auf dem Parkplatz und in den Verkaufsräumen stehen Wohnmobile, die allein an mächtige Reisebusse erinnern und den Begriff "Camping" unpassender denn je erscheinen lassen.
Wohnmobile in den USA:Reisen XXXL
Zehntausende Amerikaner ziehen das ganze Jahr der Sonne nach - diese Silverbirds reisen in mobilen Einfamilienhäusern. Stückpreis: eine Dreiviertel Million Dollar.
Die meisten Kunden sind Senioren, und sie reisen als sogenannte Silverbirds bevorzugt zu zweit dem schönen Wetter nach. Hier wohnt man in Parks wie in Las Vegas - für 75 bis 150 Dollar Stellgebühr am Tag. Diese geschützten Refugien verfügen über Shops, Freibäder, Tennis- und Golfplätze sowie gemauerte Grillstationen, sodass man es problemlos ein paar Wochen oder gar Monate aushalten kann und das gemauerte Haus kaum vermisst. "Die einen verbringen in den Wohnmobilen ihren Urlaub und reisen durch die USA oder Kanada", erzählt Eric Island, Chefverkäufer bei der Monaco Coach Corporation, "viele leben jedoch auch in den Fahrzeugen."
VW Bus: 60 Jahre Bulli:Eine bunte Feier
60 Jahre Bulli - das heißt auch: zehn Millionen gebaute Exemplare. Hier sind ein paar sehr farbenprächtige.
Wohnmobile wie der Signature Series bieten allen erdenklichen Luxus. Das Topmodell ist fast 17 Meter lang, 15 Tonnen schwer und verfügt über drei Zimmer. Und wer das gigantische Schlachtschiff über die elektrische Trittstufe erst einmal erklommen hat, der wird seine Meinung über Camping gehörig revidieren müssen. Denn provisorisch ist im Modell "Signature Serie Cambridge IV" rein gar nichts.
Nicht, dass wir uns nicht schon über das elektronische Zahlschloss am Türgriff, den Klingelknopf oder die zahlreichen Kameras am Dach des Campers gewundert hätten; doch jetzt bleibt uns einfach die Spucke weg: Auf dem Boden sind beige Fliesen verlegt. Für eine angenehme Innenraumatmosphäre gibt es echtes Kirschholz, drei Klimaanlagen, Fußboden- und Dachraumheizung.
Auf Knopfdruck vergrößert sich das Innere des Signature-Luxusliners, indem sich vier einzelne Elemente elektrohydraulisch nach außen bewegen. Die Küche mit Terrakotta-Anlehnungen würde den meisten Einfamilienhäuser schon als Schmuckstück gereichen - doch die meisten dieser Häuser wären nicht so wertvoll wie der Cambridge IV, der mindestens 650.000 Dollar kostet. So ist es fast schon selbstverständlich, dass der knapp zwei Meter hohe Kühlschrank über ein gigantisches Fassungsvermögen, Eisfach und natürlich Eiswürfelspender verfügt. Spülmaschine, Vier-Stellen-Kochherd und eine Mikrowelle mit Grill dürfen natürlich auch nicht fehlen.
VW California:Die Freizeit-Fluchtmobile
VW hat seine Palette der Freizeit-Fluchtautos kontinuierlich ausgebaut. Jetzt, 60 Jahre nach dem ersten Bulli, kommen drei neue California-Modelle.
Ledersofas, ein Wohnzimmer mit zwei Sitzecken und zwei gigantische Großbildschirme, ein Esstisch und eine Vielzahl von Einbauschränken aus Kirsch kommen noch hinzu. Gespart wird hier an keiner Ecke. "Die meisten Kunden sind um die 55 Jahre alt - aber sie werden von Jahr zu Jahr jünger", erzählt Verkäufer Eric Island, "natürlich sind alle Schränke und Einbauten aus echtem, massiven Holz."
Damit Küche, Bildschirme, Klimaanlagen und die komplette Elektronik auch ohne Außenanschluss in einem RV-Park laufen, verfügen die großen Wohnmobile über sechs Batterien und einen eigenen Stromgenerator. Der Kraftstofftank für den Dieselmotor im Heck fasst knapp 600 Liter, zudem sind immer 400 Liter Frischwasser an Bord. Doch mit Wohnzimmer und Luxusküche ist es längst nicht getan. Das Schlafzimmer mit einer 1,60 Meter breiten Spielwiese beeindruckt genauso wie das Bad mit Toilette, üppig dimensionierter Eckdusche und Waschbecken. Um die Ecke gibt es noch ein paar Schränke, Waschmaschine und Trockner.
Doch es geht auch günstiger als beim Ausstellungsstück, das mit seinem 650 PS starkem Powerdiesel, Großbildschirmen und Kirschholz rund 750.000 Dollar kostet. "Ein Monaco Camelot fängt bei uns schon für rund 350.000 Dollar an", erzählt Eric Island. Er räumt aber ebenso wie Linda auf dem RV-Park ein, dass die Finanzkrise auch der Branche der Luxusmobile stark zu schaffen macht. "Es sind viele gebrauchte Motorhomes auf dem Markt. Aber normalerweise verkaufen wir hier in Las Vegas allein vom Topmodell zehn bis zwölf Fahrzeuge im Monat. Der läuft am besten." Hinten angehängt rollt auf den US-Highways dann meist noch ein SUV von der Größe eines Jeep Grand Cherokee mit.