Wasserstraßen:Schleuse dicht

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In der Gegend nördlich von Berlin befinden sich zahlreiche Kanäle, die Wassertouristen nahezu ideale Bedingungen bieten. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Weil sich Bauarbeiten an einer Schleuse in Brandenburg hinziehen, ist ein wichtiger Wasserweg nördlich von Berlin bis in den Sommer versperrt.

Von Klaus Peters / dpa

Es ist eine kleine Tragödie für den Wassertourismus in Brandenburg: Wegen Verzögerungen bei den Bauarbeiten kann die wichtige Schleuse Zaaren an der Oberen-Havel-Wasserstraße nicht wie geplant zum Start der Wassersportsaison wieder geöffnet werden. Die Freigabe für den Schiffsverkehr sei erst zum 1. August 2019 möglich, teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Eberswalde vor Kurzem mit. "Damit ist die Mecklenburgische Seenplatte solange von Berlin aus nicht über Wasserstraßen erreichbar", erklärt WSA-Sprecher Sebastian Dosch auf Anfrage. Die Industrie- und Handelskammer Potsdam befürchtet Millionenschäden in der Tourismusbranche.

"Es ist, als trennt man eine Hauptschlagader durch", sagt der örtliche IHK-Präsident Peter Heydenbluth. Jährlich passierten etwa 10 000 Sportboote die Schleuse an der Hauptverbindung zwischen Berlin, der Brandenburgischen und der Mecklenburgischen Seenplatte. Allein für die Monate April und Mai rechneten die 15 unmittelbar betroffenen Charter-Unternehmen laut Heydenbluth mit wirtschaftlichen Schäden in Höhe von 790 000 Euro. Dabei seien die entfallenden Ausgaben der Touristen für Gastronomie, Einkäufe und Freizeitwirtschaft noch nicht eingerechnet. Der Verlust von Stammkunden sowie der Imageschaden für die Region werde auch in den kommenden Jahren nachwirken.

Die Schleuse Zaaren wird vom Bund betrieben. In einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat das Bündnis für Wasserstraßen daher finanzielle Unterstützung für die betroffenen Unternehmen gefordert, insbesondere bei der notwendigen Überführung der Boote auf dem Landweg. Dem Bündnis gehören mehrere Industrie- und Handelskammern, Verbände und Wassertourismus-Initiativen an. Außerdem müssten die Arbeiten an der wichtigen Schleuse in Zaaren so schnell wie möglich fertiggestellt werden, beispielsweise auch dadurch, dass im Mehrschichtbetrieb gearbeitet werde. Zudem hatten Wassertourismus-Akteure in der Region zuletzt vom Bund eine "langfristige Gesamtstrategie zur Schleusensanierung an Bundeswasserstraßen" gefordert. Es gelte, die in den nächsten Jahren geplanten Baumaßnahmen klar zu priorisieren und dabei die regionale Wirtschaft einzubeziehen. Die Unternehmen benötigten dringend mehr Planungssicherheit.

Die Bauarbeiten an der Schleuse Zaaren hatten bereits im November begonnen. Als Gründe für die Verzögerungen nennt das WSA nun umfangreiche Arbeiten zur Munitionsräumung und den schwierigen Baugrund. Dadurch hätten sich die Instandsetzungsarbeiten an den Schleusenhäuptern, die die Schleusentore aufnehmen, verzögert - und damit auch einige nachfolgende Arbeiten.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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