VW Scirocco 2.0 TSI:Der mit dem Wow!-Effekt

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Ein bisschen angeberisch guckt er schon, der neue Scirocco. Aber er ist ja auch ein prima Spielzeug für große Jungs. Ein Praxistest

Günther Fischer

Stuss und Genuss Noch einmal 18 Jahre alt sein. Noch einmal gerade eben den Führerschein gemacht haben. Noch einmal gänzlich unverbraucht neugierig sein und sich unbedarft über Autos freuen dürfen - selbst wenn sie schier unerreichbar schienen. Wie einst ein Golf GTI und ein Scirocco eben.

Viperngrün Metallic: eine Farbe als Reminiszenz an die Seventies (Foto: Foto: Kammermayer)

Weswegen wir jetzt auch mit der Lackierung "Viperngrün Metallic" durch die Gegend fahren, die VW als Reminiszenz an die Seventies wieder anbietet. Und ein bisschen ist es auch wie früher: Jede Menge großer Jungs gucken uns hinterher. Und wenn sie nicht ihre Daumen recken, dann formen ihre Münder zumindest ein klar erkennbares "Wow!". Die Farbe Viperngrün mag Geschmackssache sein. Aber sie ist tatsächlich die einzige, die alle Konturen des Wagen klar hervortreten lässt - bis hin zum kleinen Bizeps auf dem Dach.

Eigentlich hat es VW auch niemand so richtig zugetraut, noch einmal solch ein fesselndes Sportcoupé auf die Straße zu stellen: grimmig blickend, mit breit ausladenden hinteren Kotflügeln, mit hinteren Seitenscheiben, die gerade mal die Größe eines Din-A4-Blattes haben, mit tiefer Sitzposition, einem unten abgeflachten Lenkrad und eine der Form und den hinteren Kopfstützen geschuldeten relativ schlechten Sicht nach hinten. Der Scirocco, und das ist eine kleine Meisterleistung, ist ein Auto, das sich nicht aufdrängt, sich aber trotzdem einprägt.

Saft und Kraft 200 PS stehen im 2.0 TSI zur Verfügung - das ist die Topmotorisierung. Und mehr braucht es auch nicht. Schließlich müssen nur relativ moderate 1318 Kilogramm Leergewicht durch die Gegend gewuchtet werden. Das spürt der Fahrer: Der Scirocco liebt die Straße, sein Schwerpunkt liegt so niedrig wie es das Aussehen vermuten lässt, das Sportfahrwerk (es ist Serie!) gibt dem guten alten Wort "Kurvenräubern" eine ganz neue Bedeutung. Das Direktschaltgetriebe (DSG heißt es bei VW) trägt wie die Schaltwippen am Lenkrad viel zum Fahrspaß bei: der Scirocco fährt sich einfach gnadenlos gut.

Selbst das Versprechen eines sparsamen Motors löst VW ein: 7,2 Liter Durchschnittsverbrauch verspricht der Prospekt - was, wie fast immer, nicht zu schaffen war. Aber: Trotz spaßbetonter Fahrweise beschied sich unser Scirocco mit moderaten 8,4 Litern Super auf 100 Kilometer.

Family und Friends Eine Familienkutsche will der Scirocco gar nicht sein. Dennoch ist das Platzangebot im Cockpit erstaunlich großzügig. Die schalenförmigen Sportsitze vorne sind gelungen: Sie sehen gut aus und bieten den notwendigen Seitenhalt. Selbst hinten lässt es sich auf längeren Strecken einigermaßen aushalten.

Einzig die hohe Ladekante des Kofferraums ärgert ein wenig - aber einen Kühlschrank wird mit dem Scirocco eh niemand transportieren wollen. Dass er sich nur von innen oder per Schlüssel öffnen lässt, ist umständlich und unnötig.

Wunsch und Wirklichkeit Was wir uns wünschen? Eigentlich nur ein Comeback der musikalischen Qualität, damit es wie in den Siebzigern wieder genügend gute Musik für diese Art Sportwagen gibt. Und einen moderateren Aufpreis für die wunderbare Multimediaeinheit namens "'RNS 510 Dynaudio Excite' Volkswagen Indivdual": 3115 Euro sind kein Pappenstiel für ein sonst zu zivilen Preisen angebotenes Auto. Auch wenn das Navigationssystem durch Extraklasse besticht.

Gut ... ... dass es das Direktschaltgetriebe DSG gibt und wir zur Musik von ABBA & Co. endlich wieder das richtige Auto haben. Aber ... ... eine aufgepepptere Armaturentafel könnte begeistern. Der Charme der Großserie (VW Eos) schlägt doch gewaltig durch. Also ... ... ein richtig pfiffiges Sportcoupé zu einem relativ moderaten Preis. Und, das wollen wir betonen: nicht nur für große Jungs.

VW Scirocco 2.0 TSI (mit DSG): 147 kW (200 PS); max. Drehmoment: 280 Nm von 1700-5000 U/min; 0-100 km/h: 7,1 s; Vmax: 233 km/h; Testverbrauch: 8,4 l; Euro 4, CO2: 179 g/km; Grundpreis: 27.400 Euro; Preis des Testwagens: 35.456 Euro

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